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29 / 9 / 2022

Stadtkarte für die Kunst

Erstmals sind Gemälde und Fotografien in einen interaktiven Stadtplan eingebettet

Es ist so naheliegend: Wenn Geschäfte, Restaurants und jede Bushaltestelle auf den Maps im Internet zu finden sind – warum dann nicht auch Kunst? Und doch ist die Ausstellung „Remixing Schmidt“ die erste, die Gemälde und Fotografien und ihre Entstehungsorte in Nürnberg im virtuellen Raum verankert. Wie das kam?

Am Anfang war der Titel. „Mental Maps“ sollte die Ausstellung ursprünglich heißen, die jetzt als „Remixing Schmidt – Neue Blicke auf Nürnberg“ die Werke des Malers Georg Schmidt und des Fotografen Ferdinand Schmidt den aktuellen künstlerischen Ansichten von Nürnbergerinnen und Nürnbergern gegenüberstellt. Alle Werke knüpfen dezidiert an geographische Orte an. „Wir wollten nachvollziehen, wo sich die Schmidt-Brüder im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert in Nürnberg bewegt haben“, erklärt Ludwig Sichelstiel, der die Ausstellung im Stadtmuseum im Fembo-Haus gemeinsam mit der selbständigen Kunstvermittlerin Franka Walser kuratiert hat.

Denn in der Regel ist es ja so, dass jeder Bürger und jede Besucherin der Stadt eigene Bereiche hat, in denen er oder sie sich bewegt. Zur Arbeit, beim Einkauf, in der Freizeit oder einfach flanierend. Bestimmte Orte werden mit eigenen Erfahrungen und Vorstellungen verknüpft – zu Mental Maps. „Die Blitzlichter der Schmidt-Brüder aus dem alten Nürnberg mit der heutigen Stadt zu verknüpfen, das finde ich spannend“, sagt Sichelstiel. Dreh- und Angelpunkt sind dabei die jeweiligen Orte. Auf einen Stadtplan kommt man dann ganz schnell…

Kunst – zum allerersten Mal

Wie gut, dass das Amt für Geoinformation und Bodenordnung in Nürnberg schon seit mehr als einem Jahr mit einem neuen interaktiven Stadtplan arbeitet. Über das „Geoportal Nürnberg“ können Interessierte nicht nur einen Stadtplan abrufen, sondern sich unter dem Reiter Themenportale beispielsweise über Bebauungspläne und Neubaugebiete informieren oder Radwege ansehen. Seit neuestem sind unter „Kunstausstellungen“ auch 141 Werke aus „Remixing Schmidt“ vertreten.

Farbig unterschieden finden sie sich an Ort und Stelle auf der Stadtkarte des heutigen Nürnbergs. Mit roter Palette markiert sind 71 Aquarelle, die Georg Schmidt von seiner Heimatstadt Nürnberg schuf. Eine gelbe Kamera zeigt 42 historische Fotografien von Ferdinand Schmidt an und ein blaues Landschaftssymbol die 28 Beiträge, in denen kreative Bürgerinnen und Bürger ihre Ansicht(en) der Stadt festgehalten haben. Beim Anklicken öffnet sich das jeweilige Werk zur Ansicht, ein Link darunter führt zur virtuellen Ausstellung bei Google Arts & Culture. Dort sind neben der weiterführenden Erklärung auch genaue Angaben zu Entstehungszeit, Technik oder den Bildrechten zu finden.

Offene Software-Lösungen für eine transparente Gesellschaft

Wer will, kann also virtuell durch die Stadt spazieren und die künstlerische oder historische Sicht auf Nürnberg mit seinem Gedächtnis oder der realen Ansicht beispielsweise via Streetview vergleichen. War das schwierig umzusetzen? Tobias Schneider, der im Amt für Geoinformation und Bodenordnung im Bereich Geodatenmanagement/ GIS arbeitet, verweist auf die Software. Die Open-Source-Lösung „Masterportal“ wird als moderne Präsentationsschicht einer offenen Geodateninfrastruktur verwendet und kann unabhängig und nachhaltig weiterentwickelt werden. „Die Automatismen und Stellschrauben sind für die Kunst dieselben wie bei anderen Themen. Interessant war für uns, dass Bilder direkt in einem Infofenster dargestellt werden“, sagt Schneider.

Voraussetzung des Kunst-Geoportals war, dass die Museen der Stadt eine Tabelle mit den genauen Titeln und einer Erklärung zu den Werken sowie natürlich die Abbildungen mit den jeweiligen Koordinaten selbst lieferten. In einigen Fällen war auch Detektivarbeit gefragt – immer wenn die Werke der Gebrüder Schmidt Straßen und Häuseransichten zeigten, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden. Den akribischen Prozess beschreibt Kunsthistoriker Johannes Maußner in einem eigenen Blogbeitrag.
Vom Suchen und Finden. Auf den Spuren von Georg Schmidt durch das alte Nürnberg

Die Sammlung wie eine Landkarte öffnen

Dass alles so gut geklappt hat, begeistert die Geo-Experten ebenso wie die Kunsthistoriker. Die gesamte Kunstsammlung der Stadt Nürnberg – eine der bedeutendsten kommunalen Sammlungen in Deutschland – wie eine Landkarte zu eröffnen, das ist ein Zukunftstraum. „Wahrscheinlich würden sich die Icons aber überlagern“, sagt Ludwig Sichelstiel. Aber vielleicht gelingt es, den Kunstwerken noch dokumentarische Fotografien des heutigen Nürnbergs beiseite zu stellen. „Toll wäre auch, wenn man nach Adressen oder Künstlern suchen könnte.“

Das ist wohl Zukunftsmusik, auch wenn die „Stadtvermesser“ aus dem Amt für Geoinformation und Bodenordnung – die unter anderem Hausnummern vergeben, Straßen benennen, Bodenrichtwerte feststellen, Marktberichte schreiben und Verkehrswertgutachten erstellen – die digitale Stadtkarte als Spielmaterial entdeckt haben. „Geodaten sind lebend, es verändert sich ständig etwas“, sagt Tobias Schneider.
Informationen zum Amt für Geoinformation und Bodenordnung

Daten visuell aufbereiten – für alle Bürger

Dass im Rahmen der digitalen Transformation auch Geoinformationen für Bürger, Wissenschaft und Wirtschaft (visuell) zugänglich gemacht werden, ist erklärtes Ziel der Stadtverwaltung. Dazu müssen die verschiedenen Ämter nur ihre Datenbanken – im Rahmen des gesetzlich Erlaubten – öffnen und mit dem Amt für Geoinformation und Bodenordnung zusammen die nutzerfreundliche Umsetzung planen. Mehr Kunst könnte das bedeuten, aber vielleicht auch eine Übersicht über Grünanlagen oder Verkehrsbewegungen. Oder, oder, oder.

Informationen zur Ausstellung „Remixing Schmidt“

Ein Blogbeitrag zum Maler Georg Schmidt
Ein Blogbeitrag zum Nürnberger Foto-Pionier Ferdinand Schmidt

 

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Ein Kommentar zu “Stadtkarte für die Kunst

  • SchnetosMst
    1 / 10 / 2022 | 13:03

    Respekt!
    Eine innovative Idee um sich von zu Hause aus auf einen Besuch einzustimmen!
    Gute Lösung, weiter so, das wünscht man sich als Bürger!
    Hier sollten sich andere Städte ein Beispiel nehmen und/oder
    Das Wissen aus Nürnberg nutzen!!!!

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