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25 / 9 / 2020

Nürnbergs Museumshausmeisterin räumt auf

Im Spielzeugmuseum passiert was – und der Wandel trägt eine weibliche Handschrift

Es geht was im Spielzeugmuseum. Hinter den unsichtbaren Corona-Mauern des Lockdown nimmt der geplante Umbau des Erdgeschosses Gestalt an. In ihrem Konzept für die Erneuerung der Dauerausstellung des Spielzeugmuseums hat Museumsleiterin Dr. Karin Falkenberg dem eigenen Haus eine Runderneuerung verordnet. Doch bevor inhaltlich an neuen Darbietungsformen jenseits der in die Jahre gekommenen reinen Vitrinenkultur gearbeitet werden kann, soll das Erdgeschoss eine neue, für Kinder wie Erwachsene ansprechende und zeitgemäße Raumgestaltung erhalten. Ein kompletter Umbau steht an.

 

Der „Gockelreiter“ vor dem Museum ist ein Werk des bekannten Künstlers Michael Mathias Prechtl. Das Winterfest-Machen des Brunnens gehört zu den Aufgaben der Hausmeisterin.

Die Hausmeisterin – eine Fachfrau für Struktur und Kommunikation

„Das klingt jetzt blöd, aber Corona und das publikumsleere Haus haben meinen Einstieg enorm erleichtert“, sagt Gaby Schwaiger. Seit Februar hat sie die Museums-Hausmeisterstelle inne. Sie ist die einzige Hausmeisterin in einem städtischen Nürnberger Museum. Und obwohl der neue Job so kurz vor einem Generalumbau handfestes Hinlangen, Umräumen, Wegwerfen und Umschlichten bedeutet, also schweißtreibende Jobs, ist das nicht der Kern ihrer Tätigkeit. Die Hausmeisterin ist eine Managerin für Strukturen, für Ordnung, für personenunabhängiges Funktionieren, fürs Auffinden von Dingen, fürs Platzschaffen, fürs integrierende Wirken, für Organisieren von Events (ja, auch Stühle herbeischleppen gehört dazu), und Gaby Schwaiger ist dieser Job wie auf den Leib geschneidert. Das stimmt umso mehr, als kein Klischee passt. Kein grauer Kittel, kein Phasenprüfer in der Tasche oben rechts; stattdessen Jeans und Shirt oder bei Abendveranstaltungen ein schicker Anzug.

Mit Sicherheit spielt es sich gut auf dem Spielplatz im Garten des Museums. Dafür nötig sind regelmäßige Prüfung und Wartung der Spielgeräte.

Die „Neue“ hat schon 13 Jahre Museumsluft geschnuppert

Außerdem ist die Neue eine erfahrene Spielzeugmuseumsfrau. 2007 hat sie angefangen, damals für einen Dienstleister, als Kassiererin, Theken- und Ordnungskraft. Die gelernte Hotelfachfrau fühlte sich gleich heimisch in der Karlstraße. Und sie brachte Schwung mit aus den früheren Tätigkeiten im Tourismusgewerbe. Sie sah dem Hausmeister zu, unterstützte ihn, lernte schnell die Regeln des Verkaufs von Souvenirs, verstand die Mentalität der Gäste und begriff rasch, worauf es bei Abendveranstaltungen wie der Eröffnung von Sonderschauen ankommt. Sie tat dies, weil es ihrer Auffassung von „Spaß bei der Arbeit“ entsprach. Doch als der Hausmeister des Spielzeugmuseums vor knapp einem Jahr überraschend krankheitsbedingt ausfiel und sich abzeichnete, dass er nicht wieder an diesen Arbeitsplatz zurückkommen würde, „da hat mich die Chefin gefragt, ob ich mir ‚Hausmeisterin‘ vorstellen könnte. Ich hab‘ keine Nacht darüber schlafen müssen“, erzählt sie und lacht das große Schwaiger-Lachen, das ihr ganzes Gesicht in einen Festplatz der Freude verwandelt.

Lichtregie ist essentieller Bestandteil von Ausstellungen, sie inszeniert Objekte und macht Details erst sichtbar. Regelmäßige Prüfung und Austausch der Deckenbeleuchtung ist tägliche Routine für Gaby Schwaiger. Foto: Uwe Niklas

Im Keller herrscht nun schon mal Ordnung – es gibt sogar freie Flächen

Ihr großes Einsatzgebiet der letzten Monate war der Keller – riesige, hallenähnliche Räume, wo alles gelagert wird, was man wieder mal braucht (oder auch nicht). „Abgebaute Sonderausstellungs-Requisiten, Werkzeug, Bastelmaterial, Vorräte für den Souvenir-Verkauf …“, sie führt uns bereitwillig durch ihr Reich. Und jene Räume, die „fertig“ sind, sozusagen geschwaigert, schauen so signifikant anders aus als die, die sie sich bald vornehmen wird. Man begreift, dass hier eine Fachfrau für Strukturen am Werk ist. „Es ist so viel zu tun, was gehört wie zusammen, was braucht man wohl nie wieder (und wen fragt man, ob es weggeworfen werden darf?), wie beschrifte ich die Kisten und Kästchen, so dass auch andere finden, was sie suchen?“ Es ist ein Job, der viel Fleiß, Tatkraft, viel Sinn fürs große Ganze und das Detail erfordert. Das ist die eine Seite. Die andere ist – das große Haus. Das Spielzeugmuseum, das der Frau, die in Peru zur Welt kam und bereits in Köln, Holland und Niederbayern lebte und arbeitete, zur Heimat wurde, profitiert von ihrer Begabung für Kommunikation: „Ich red‘ halt mit allen. So erfahr ich viel, was gut is‘ und was fehlt“, nennt sie es. Der große Umbau (Corona-bedingt derzeit verschoben) kann kommen.


Peter Budig. Freier Journalist. Spezialist für Storytelling, Firmenbiografien und mehr.
Themen und Texte unter www.peterbudig.de

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