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24 / 3 / 2021

Hopfenhandel – Weltmarktführer Nürnberg

Fränkischer Hopfen in aller Munde

Bis heute ist Nürnberg die unangefochtene Nummer Eins, wenn es um den Handel mit Hopfen geht. In seiner dreiteiligen Reihe erzählt Ralf Arnold, wie sich die Frankenmetropole zum wichtigsten Zentrum des weltweiten Hopfenhandels entwickeln konnte. Im ersten Teil erfahren Sie, wieso die unscheinbare Pflanze gerade in Franken einen derartigen Boom erlebt hat.

Der Hopfen ist eine Kletterstaude und gehört zur Familie der Hanfgewächse (Cannabinaceen). Er schlingt sich vier bis acht Meter in die Höhe. Nur die weiblichen Hopfenpflanzen bringen Dolden hervor, die zur Würze und Haltbarmachung des Biers verwendet werden. Der Anteil des Hopfens ist wesentlich für die Erzeugung der verschiedenen Biertypen. Auf einen Hektoliter Bier rechnet man heute 200 bis 250 Gramm Hopfen. Bei Bieren des Pilsener Typs beträgt die Hopfengabe etwa 300 bis 400 Gramm.

Hopfenpflanze, Holzschnitt aus „Hortus Sanitas“, Straßburg 1497.

In Bayern war der Hopfenanbau früh bekannt. Zuerst wurde der Hopfen in Klöstern wegen seiner therapeutischen und konservierenden Eigenschaften und natürlich auch als Bierwürze in größerem Umfang genutzt. Schon im neunten Jahrhundert wurde in der bischöflichen Verwaltung in Freising über die Neuanlage von Hopfengärten verhandelt; auch andere Quellen aus der älteren Zeit des Hopfenanbaus sind Klosterurkunden.

Der Hopfenanbau in Spalt

Ab dem 14. Jahrhundert hat man in der Region um Spalt erkannt, dass Böden und Klima für den Hopfenanbau sehr geeignet sind. Es folgte ein erster Boom im Hopfenanbau. 1457 wurde berichtet, dass aus Schwabach etliche Leute kamen und in den Gärten große Mengen Hopfen einkauften. Der Spalter Hopfen war derart begehrt, dass man versuchte, Stecklinge aus der Hopfenstadt in anderen Gegenden anzupflanzen. 1511 sah sich der Gemeinderat veranlasst, ein Ausfuhrverbot für Spalter Hopfen zu erlassen. Um die Qualität des Hopfens hervorzuheben, wurde der Stadt Spalt im Jahre 1538 vom Eichstätter Fürstbischof ein Siegel verliehen. Dieses erste deutsche Hopfensiegel sollte die Echtheit des Spalter Hopfens garantieren. Das Siegel galt nur für auf dem Boden der Stadtgemeinde Spalt produzierten Hopfen.

Versendungskarte über einen Ballen Hopfen, 1907.

Hopfenanbau und -forschung in Altdorf

Innerhalb des Gebietes der freien Reichsstadt Nürnberg entwickelte sich Altdorf ab dem 15. Jahrhundert zum Zentrum des Hopfenanbaus. Bedeutende Impulse für den dortigen Hopfenanbau gingen später von der Altdorfer Universität aus. Die 1759 von dem Altdorfer Professor Johann Heumann veröffentlichte „Wirtschaftliche und rechtliche Abhandlung über den Hopfenbau“ richtete das Interesse auch von Nicht-Landwirten auf den Hopfen und bewirkte zusammen mit anderen Faktoren eine erneute Zunahme der Altdorfer Produktion. Daran waren auch aus Böhmen stammende Professoren beteiligt, welche die Anbauerfahrungen ihrer Heimat nach Altdorf übertrugen. Auch der vielseitige Bürgermeister Johann Friedrich Bauder (1734-1791) beförderte mit seiner Abhandlung „Von der besten Art den Hopfen zu erbauen“ eine Entwicklung, welche Altdorf für einen längeren Zeitraum zum wissenschaftlichen Zentrum des Hopfenbaus machte. Neben Altdorf wurde auch Hersbruck ein Zentrum des Hopfenanbaus.

Die Hopfenpflücker, kolorierter Holzstich von Hans Wolf, 1872.

Nachweise über den Hopfenhandel in Nürnberg gehen bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts zurück. Der Stadtrat schrieb vor, dass vereidigte Beamte allen Hopfen, der auf dem Markt gehandelt wurde, in eigenen Eichgefäßen abmessen mussten. Die Stadt Nürnberg spielte sogar selbst die Rolle eines Zwischenhändlers. In einem Ratserlass von 1486 wurde verordnet, dass den hiesigen Bierbrauern Hopfen zum Kaufzwecke abgegeben werden solle.

Der große Boom: Nürnberg wird Welthandelszentrum für Hopfen

Seit Ende des 18. Jahrhunderts entwickelte sich in Bayern ein überregional tätiger Hopfenhandel, dessen räumliche Schwerpunkte im Raum Nürnberg/Fürth und in Bamberg lagen. Nürnberg stieg bis Ende des 19. Jahrhunderts sogar zum Welthandelszentrum für Hopfen auf. Mehr als 400 Firmen beschäftigten sich hier zeitweise mit dem Verkauf und Vertrieb von Hopfen. Am Hopfen kam damals wohl niemand in Nürnberg vorbei. Hopfen lagerte in Straßen und Plätzen, versperrte Gassen und Höfe und füllte die Spitzbögen bis unter das Dach.

Der Hopfenmarkt zu Nürnberg, kolorierter Holzstich nach der Fotografie von F.O. Warrick, Nürnberg um 1900.

Rasante Entwicklung des Brauwesens

Grundlage für die stetig wachsende Bedeutung des Hopfenhandels war die fortschreitende Industrialisierung mit ihren gesellschaftlichen Wandlungsprozessen im 19. Jahrhundert. Sensationelle Erfindungen wie die Dampfmaschine aus England und die Kältemaschine von Linde begannen die Industrie grundlegend zu verändern. Im Zuge der industriellen Revolution erreichte auch das Brauwesen einen ungeahnten Höhepunkt. Die Brauereien wandelten sich von schlichten Handwerksbetrieben zu rationell arbeitenden Großindustrieunternehmen, deren Produktionskapazität sämtliche Rahmen sprengte. Auch die Möglichkeit neuer Absatzmärkte für den Export und die explosionsartige Zunahme der Bevölkerung ließen die Bierproduktion drastisch ansteigen. Mit der ersten deutschen Eisenbahn im Jahre 1835 von Nürnberg nach Fürth, deren Verkehrsnetz rasch ausgebaut wurde, eröffneten sich ebenfalls neue Wege auf dem Transportsektor.

Briefkopf der Nürnberger Brauerei Henninger, Lithographischen Anstalt von C.M. Buchner, Nürnberg um 1865.


Im zweiten Teil erfahren Sie, welche Bedeutung die Erlaubnis zum Schwefeln des Hopfens hatte.
Hopfenhandel – Gelbes Gift und Grünes Gold

Im dritten und letzten Teil erfahren Sie, welche Kaufleute den Nürnberger Hopfenmarkt zur Blüte brachten.
Hopfenhandel – Kaufmänner und Kriege


Quellen:

Bildnachweis für alle Fotos: Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg

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