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7 / 1 / 2021

Pixel, Controller und Konsole

Digitale Spieleentwicklung in Franken

Nürnbergs digitale Spieleentwicklerszene wächst

Die Stadt Nürnberg ist für ihre analoge Spieleszene sowie für die Geschichte der Spielwarenherstellung sehr bekannt. Auch die weltgrößte Spielwarenmesse, das Spielzeugmuseum und das Deutsche Spielearchiv in Nürnberg zeugen von der Spiele- und Spieltradition der Stadt.

Seit einigen Jahren wächst neben der analogen auch die digitale Spieleszene in Franken und damit wird auch die digitale Spieleentwicklerszene immer größer und ist gut vernetzt.

In der Spieleentwickler-Community Indie Outpost tauschen sich fränkische Entwickler regelmäßig über Social-Media aus, stellen sich bei Treffen ihre Spiele vor und können Vorträge besuchen oder selbst halten. Zwei Entwicklerstudios organisieren diese Treffen: Gentle Troll aus Würzburg ist eines davon. Sie entwickeln Spiele, die den Spielspaß nutzen, um zum Beispiel komplexe Zusammenhänge zu vermitteln. Ein vielfach ausgezeichnetes Spiel des Studios ist das Mobile-Game „The Unstoppables“, das die Spielenden erfahren lässt, welchen Herausforderungen sich Menschen mit Behinderungen im Alltag stellen müssen. Ebenfalls im Organisationsteam des Indie-Outposts ist Pixel Maniacs aus Nürnberg. Sie haben schon mehrere Hundert mobile Apps und Spiele entwickelt.

Aufbruch in ferne Galaxien: Das Weltraumspiel „Avorion“ wurde vom Erlanger Spielestudio Boxelware entwickelt.

Auch mit dem zukünftigen Haus des Spielens in der Nürnberger Altstadt soll für die Game-Developer-Szene in Franken eine wichtige Netzwerk- und Austauschplattform entstehen:
2019 fand im Pellerhaus der Franken-Game-Jam statt. Bei einem Game-Jam treffen sich Menschen, die an digitaler Spieleentwicklung interessiert sind oder selbst schon Spiele entwickeln. Gemeinsam arbeiten sie in kurzer Zeit an einem Spielprototypen. Etwa 20 digitale Spielbegeisterte Franken haben ein Wochenende lang skizziert, geplant und programmiert.

Neben all diesen kreativen Köpfen und vielen kleinen Spielentwicklerschmieden in der Region war ein Entwicklerstudio aus Franken in diesem Jahr ganz besonders erfolgreich: Boxelware aus Erlangen.

Avorion: Ein Erfolgsspiel aus Erlangen

Das Team des Spielearchivs lernte Boxelware 2019 kennen. Damals stellten sie ihr Weltraum-Spiel Avorion im Rahmen eines Vortrags im Haus des Spiels vor. Es befand sich zu diesem Zeitpunkt noch in der Entwicklungsphase. Im März 2020 wurde Avorion offiziell veröffentlicht und gewann prompt den Deutschen Computerspielpreis in der Kategorie „Bestes Expertenspiel“.

Dass Avorion, 2011 begonnen als Ein-Mann-Projekt neben dem Studium, so erfolgreich werden sollte, ahnte der Spieleentwickler Konstatin Kronfeldner nicht: „Wir haben zu Beginn tatsächlich gar keinen Verkauf des Spiels angestrebt, es war vielmehr ein Hobby. Mein Ziel war es, eine Weltraum-Simulation zu schaffen, die herkömmliche Weltraumspiele wie „X“ mit dem Baukastenprinzip von Minecraft verbindet.“

Wo soll es als nächstes hingehen: Ansicht der Galaxiekarte.

Die erste spielbare Demo-Version des Spiels erschien in Zusammenarbeit mit seinem Team 2016 auf der eigenen Website. Ein Jahr später veröffentlichte das Studio Avorion als Early Access-Version auf der Spieleplattform Steam. Mithilfe vieler Rückmeldungen aus der spielenden Community konnte Avorion in den letzten Jahren stark weiterentwickelt und schließlich zum großen Erfolg werden.

Avorion ist eine Weltraum-Simulation, die einem zahlreiche Möglichkeiten bietet, das Spiel zu bestreiten. Die Geschichte des Spiels beginnt mit einem mysteriösen Ereignis vor 200 Jahren, durch das das Zentrum der endlosen Galaxie versperrt wurde, in der sich das wertvolle Avorion-Erz befinden soll. Die Spielenden schlüpfen in die Rolle von EntdeckerInnen und versuchen, zu diesem Zentrum vorzudringen. Gestartet wird mit einer kleinen Drohne. Sobald erste Rohstoffe aus den Asteroiden abgebaut sind, können eigene Raumschiffe gebaut und gestaltet und die Galaxie mit ihren zahlreichen Sektoren besucht und erforscht werden. Je weiter man in die Mitte der Galaxie vordringt, desto wertvoller werden die Rohstoffe und desto besser kann man sein Schiff mit neuen Baublöcken ausstatten. Hierbei hat man viele verschiedene Möglichkeiten, seine individuellen Vorstellungen in Bezug auf Aussehen und Zweck umzusetzen. Der Schiffs-Baukasten und das Anbauen der Blöcke ist erinnert an das erfolgreiche Spiel Minecraft.

Avorion kombiniert den Weltraum mit dem Minecraft-Prinzip: Raumschiffe können ganz individuell aus Blöcken gebaut werden.

Avorion kann nicht nur allein, sondern gemeinsam mit vielen anderen gespielt werden. In der offenen Welt trifft man auf andere Spielende und kann sogar Handel an den Stationen der Fraktionen betreiben. Dabei müssen stets die Preise der gehandelten Güter im Auge behalten werden, die je nach Angebot und Nachfrage in den verschiedenen Regionen des digitalen Weltraums schwanken.

Konstantin Kronfelder gibt Aufschluss, wieso: „Auf diese Weise kann der Spieler auch ohne das Abbauen von Asteroiden sein Schiff mit Hilfe von Rohstoffen verbessern. Dies ist auch nötig, denn es kann zu Angriffen kommen, da sich nicht alle ihren Reichtum selbst erarbeiten möchten, sondern von anderen ergaunern wollen.“

Fantasievolle Raumschiffkreationen: Spielende können in Avorion ganze Flotten erstellen.

Raumschiffarchitekt, Händler, General einer Flotte, Entdecker oder Pirat: Das Besondere an sogenannten „Open-World“- und „Sandbox“-Spielen wie Avorion ist, dass sie den Spielenden größtmögliche Freiheiten lassen. Für Konstantin Kronfeldner machen diese Merkmale Avorion zu einem besonderen Spiel: „Jeder kann seinen eigenen Spielstil entwickeln und auf seine Weise das Spiel bestreiten. Auch die Verbindung zwischen Weltraum-Simulation und Minecraft ist bisher einzigartig und etwas Besonderes.“

Wie geht es für Boxelware weiter nach diesem großen Erfolg? Das Indie-Studio beschäftigt sich in der kommenden Zeit mit dem weiteren Support und mit Updates von Avorion und hat für die Zukunft weitere Projekte geplant. Konkretes möchte Kronfeldner aber noch nicht verraten.
Weitere Infos zum Entwicklerstudio Boxelware

Alle Bilder sind Screenshot aus dem Spiel und stammen vom Entwicklerstudio Boxelware.


Paula Eifler absolvierte ein freiwilliges soziales Jahr im Deutschen Spielearchiv Nürnberg

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