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20 / 11 / 2019

Feuerrot und affenschnell

Was die Ardie zum begehrtesten Motorrad ihrer Zeit machte

Die 100 Jahre sieht man ihr nicht an. Die feuerrote Ardie „Minimax“ zählt zu den prächtigsten Schaustücken des Museums Industriekultur, gleichzeitig ist sie Forschungsgegenstand von Historikern. Denn die frühen Motorräder zeigen, wie alle Ur-Formen von Lebewesen und Maschinen, die wichtigsten Bestandteile in unverstellter Ausprägung. Was dazu gehörte, erklärt Motorradspezialist Matthias Murko am Modell: Klicken Sie auf die Einzelteile, dann öffnet sich die Erklärung.

Die „Karosserie“

Im Gegensatz zu heutigen, vollverkleideten Motorrädern, sind ihre Einzelteile gut zu erkennen. Deutlich treten bei der Ardie ihre Vorfahren hervor: Lenker, Speichen, Sattel und Gepäckträger ähneln denen der Fahrräder sehr. Die Schutzbleche allerdings sind tief herabgezogen, um die Hosen des Fahrers vor Spritzern zu schützen, die Füße stehen – statt auf Rasten – auf bequemen Trittblechen, die möglicherweise noch von den Kutschen entlehnt sind.

Entwickelt und gebaut wurde das Motorrad von Arno Dietrich, der bei Triumph gearbeitet hatte und sich dann mit eigener Werkstatt selbstständig machte. Ein typischer Gründer und Tüftler, der Neues erfand, Bestehendes optimierte und ab 1919 selbst produzierte. Bei einer Testfahrt in der Rothenburger Straße kam er 1922 tragisch ums Leben.

Sein Unternehmen bestand weiter: Die erfolgreiche „Minimax“, ein Einzylinder-Zweitakt-Motorrad, wurde bis 1924 hergestellt, 1925 wurde die Modellpalette erweitert und mit britischen Motoren ausgerüstet. Die meist feuerroten Maschinen waren mehr als reine Nutzfahrzeuge, ihr schnittiges Design begeistert Motorradfans bis heute. Und weil Ardie etliche Deutschlandrallyes und Zuverlässigkeitsfahrten gewonnen hatte, wurde sie zum Verkaufsschlager.

Was fehlt?

Ein Detail unterscheidet die Ardie fundamental von heutigen Motorrädern: Der Startknopf oder ein Kickstarter fehlen. Erst 1922 wurden die Ardie-Maschinen serienmäßig mit Kickstarter ausgerüstet. Die Ardie aus dem Museum Industriekultur musste angeschoben werden. Sobald der Motor drehte, sprang ihr Fahrer auf. Um die Maschine auszuschalten, würgte er sie ab.

Informationen zum Motorradmuseum im Museum Industriekultur

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