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11 / 12 / 2017

Fans der frühen Feuerstühle

Das Museum Industriekultur zeigt historische Motorräder auf der Oldtimer-Messe

Diese Oldtimer sind eine Schau! Mit zehn Maschinen beteiligte sich das Museum Industriekultur an der Messe „Retro Classics Bavaria“ vom 8. bis 10. Dezember 2017. Was die Faszination der historischen Motorräder inmitten hunderter Automobile ausmacht, berichtet Matthias Murko. Der langjährige frühere Leiter des Museums Industriekultur ist selbst glühender Fan der frühen Feuerstühle und fährt selbst.

Matthias Murko auf einer schwarzen Zündapp KS 601. Foto: Erika Moisan

Herr Murko, Sie sind über Ihre Arbeit zum Fan geworden. Stimmt das?

In den 1990er Jahren habe ich begonnen, die Zweirad-Themen ins Museum zu bringen und habe viel gelernt dabei. Damals habe ich mit über 40 den Motorrad-Führerschein gemacht. Aber ich bin kein typischer Motorradfahrer, der viel und schnell fährt – ich schaue mir gemütlich die Fränkische Schweiz an.

Moderne Motorräder haben einen Elektronik- statt des Kickstarters, sind besser gefedert und haben mehr PS. Manche sind sogar mit Griffheizung ausgestattet. Ist es nicht furchtbar unbequem auf den alten Maschinen?

Aber viel besser! Es stimmt, sie fahren sich schwerer und müssen angetreten werden und wenn man Pech hat, springt der Motor ewig nicht an. Aber es ist ein besonderes Erlebnis auf einer 60 oder 80 Jahre alten Maschine zu fahren. Man bekommt ein Gefühl für die Zeit und was es für die Leute damals bedeutet haben muss, so unterwegs zu sein. Für mich als Museumsmenschen ist das sehr interessant. Und es ist schon ein Erlebnis, wenn eine Maschine jahrelang gestanden hat, springt dann an und alles funktioniert und sie bleibt nicht unterwegs stehen.

Die ältesten Maschinen aus dem Museum stammen aus dem Jahr 1919, mehrere aus den 1930 Jahren bis in die 1950er. Wie kommen so wertvolle Stücke auf die Messe?

Mit einem Spezialtransporter, der auch millionenschwere Oldtimer sicher ans Ziel bringt. Den hat die Messe gestellt, sonst hätten wir nicht mitmachen können.

Die Sonderschau des Museums Industriekultur im Messezentrum. Foto: Brigitte List

Warum beteiligt sich das Museum überhaupt an einer kommerziellen Messe?

Wir repräsentieren die Zweiradgeschichte Nürnbergs. Was viele nicht wissen: In der Stadt gab es einmal um 50 Hersteller. Wir zeigen in diesem Jahr eine frisch restaurierte Zündapp und eine Triumph aus den Anfangsjahren, verschieden Modelle aus den 1930er Jahren, darunter eine Rennmaschine von Ardie, ein Wehrmachtsmodell und aus den 1950er Jahren den Grünen Elefant mit Seitenwagen und eine Victoria-Bergmeister Geländemaschine. Das wird vom Publikum hier erkannt und anerkannt. Damit machen wir natürlich auch Werbung für das Museum. Die Messebesucher fragen rege und wollen vieles wissen, wir sind den ganzen Tag in Diskussionen. Viele kennen das Museum Industriekultur nicht und werden es sicher besuchen – schon um unsere anderen Motorräder zu sehen.

Das Museum Industriekultur zeigt eine beachtliche Sammlung an historischen Motorrädern in seiner Dauerausstellung. Foto: Erika Moisan

Auf der Messe treffen sich auch viele Restauratoren und Besitzer alter Autos und Motorräder. Knüpfen Sie wichtige Kontakte?

Das übliche Vorgehen ist ein anderes. Einen Restaurator zu engagieren, das kann sich eine öffentliche Einrichtung wie unser Museum nicht leisten. Genauso beim Kaufen: Private Sammler können schon mal zwei oder drei Millionen reinschießen, um eine Schau zu eröffnen. So viel Geld haben wir im Museum nicht. Wichtig für mich sind aber die Diskussionen, die ich hier mit Restauratoren über die Zustände von einzelnen Motorrädern führe. Ist es möglich, die Maschine zu restaurieren – oder sollte man es lieber lassen?

Informationen zum Motorradmuseum im Museum Industriekultur

Impressionen von der Messe „Retro Classics Bavaria“:

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