Bilder und Bücher, Objekte und Dokumente, Fotografien und Zeitungen: Das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände hat seit seiner Eröffnung im Jahre 2001 eine umfangreiche Sammlung über die NS-Zeit aufgebaut. So wirklich geplant war das allerdings nicht, schließlich sollte das Dokumentationszentrum – nomen est omen – ursprünglich nur in Form einer Dauerausstellung die Geschichte der Reichsparteitage dokumentieren. Durch Recherchen für Forschungsprojekte und Sonderausstellungen sowie regelmäßige Schenkungen aus der Bevölkerung kam dann jedoch rasch einiges an Material zusammen, das gesammelt, bewahrt und erforscht werden wollte.
Erste Schritte, erste Blicke
Rund zwanzig Jahre später stellt sich nun die Frage, was mit dieser Sammlung geschehen soll. Wie genau sollen die einzelnen Objekte und Dokumente am besten erfasst und katalogisiert werden? Wo soll die Sammlung untergebracht werden? Und vor allen Dingen: wie präsentiert man sie der Öffentlichkeit? Während die meisten dieser Fragen wohl erst im Zuge des Umbaus des Dokumentationszentrums ab 2021 beantwortet werden können, hat man sich für die Frage der Präsentation bereits ein erstes Format einfallen lassen – die neue Online-Reihe „Ans Licht geholt“. Sie wird in Zukunft immer wieder ausgewählte Stücke der Sammlung samt ihrer Geschichte vorstellen. Hauptverantwortlich für die Sammlung und das neue virtuelle Angebot ist Dr. Alexander Schmidt, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Dokumentationszentrums.
Zum Auftakt der Reihe stehen vier Objekte im Mittelpunkt, an denen exemplarisch der Erfolg und Misserfolg nationalsozialistischer Propaganda sichtbar wird: der Jugendroman Gertrud wächst ins Dritte Reich der Autorin Anna Liebel-Monninger, ein Foto eines Nürnberger Fotografen mit dem Propagandamotiv Hitler als Kinderfreund, Pressebilder der Berliner Fotoagentur Atlantic zum Reichsparteitag 1937, sowie ein kurioses Daumenkino des Münchener Photohauses Hoffmann, das einen wild gestikulierenden Adolf Hitler während einer Rede im Nürnberger Luitpoldhain zeigt.
Propaganda, gelungen und missglückt
Allen vier Objekten gemeinsam ist der Bezug zu den Nürnberger Reichsparteitagen, die hier ganz im Sinne des Nationalsozialismus‘ zu einem tief bewegenden, freudenvollen und sinnstiftenden Ereignis verklärt werden. Die Pressebilder beispielsweise zeigen Szenen, die an das gesellige und fröhliche Beisammensein auf einem Volksfest erinnern – Bockwurststände und Akkordeonspieler inklusive. Das Foto, das Hitler als kinderliebenden Führer zeigt, variiert ein vielfach in der nationalsozialistischen Propaganda benutztes Motiv im Nürnberger Kontext. Die Heldin des Romans von Anna Liebel-Monninger, eine Waise, findet auf den Reichsparteitagen erst ihre beste Freundin und schließlich sogar die große Liebe ihres Lebens. Und das Daumenkino, der Hitler für die Hosentasche, sollte den Käufer stets daran erinnern, wem genau man diese Feierlichkeiten eigentlich zu verdanken hat.
Als Propagandainstrumente funktionierten diese Gegenstände mal mehr und mal weniger gut. Während dem Daumenkino vermutlich kein großer Erfolg beschieden gewesen war, schaffte es Gertrud wächst ins Dritte Reich (das bezeichnenderweise nicht etwa zu einem der Reichsparteitage, sondern mitten im Kriegsjahr 1942 veröffentlicht wurde) immerhin bis in die zweite Auflage. Das Fotogeschäft Harren stellte das Foto mit Hitler und dem jungen Mädchen mit anderen Reichsparteitagsfotos in seinem Schaufenster aus und verkaufte Abzüge der verschiedenen Motive. Die Fotografien der Agentur Atlantic indes lassen auch heute noch durch ihre Aneinanderreihung nur scheinbar harmloser Momente leicht ihre suggestive Wirkung erkennen.
Und weiter?
Weitere Details zur Geschichte dieser vier Objekte sowie dazu passende Videos, Textauszüge und hochauflösende Fotos finden Sie ab sofort auf den Seiten der Reihe „Ans Licht geholt“. Nach und nach werden Sie dort noch weitere interessante, spannende und mitunter auch kuriose Dinge aus der Sammlung des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände entdecken können. Welche das sein werden? Nun, das wird an dieser Stelle natürlich noch nicht verraten!
Übrigens: Das Dokumentationszentrum ist immer auf der Suche nach Unterlagen, Fotografien oder Gegenständen, die einen Bezug zum Reichsparteitagsgelände aufweisen. Falls Sie über entsprechendes Material verfügen und damit die Arbeit des Dokumentationszentrums unterstützen möchten, können Sie sich jederzeit telefonisch oder per E-Mail mit den Experten vor Ort in Verbindung setzen.