Es gab noch keinen Tag ohne ein neues Bild von Nürnberg. Robert Hackner, bekennender Instagrammer und beruflich für den Online-Auftritt der Stadt Nürnberg zuständig, ist stolz auf den eigenen Kanal. Die 100 besten Bilder des diesjährigen Foto-Wettbewerbs „Igers meet Industriekultur“ zeigt das Museum Industriekultur vom 13. Februar bis 29. März 2020. Was macht die Faszination Instagram aus und was bedeutet das für Nürnberg?
Herr Hackner, Sie haben den Kanal 2014 gestartet und besitzen den Überblick über mehr als 2300 hochgeladene Bilder. Wie sehen die Igers ihre Stadt?
Es gibt mannigfaltige Nürnberg-Blicke. Fabianos etwa macht fast nur Sonnenuntergangs-Fotos, andere suchen nach architektonischen Strukturen oder porträtieren die lebende Kultur. Allen gemeinsam ist: Sie haben einen positiven Blick auf Nürnberg. Der kann auch kritisch sein – aber er ist nie negativ. Es ist der Wettkampf um das schönste Bild der Stadt, der die Igers vorantreibt.
Aber die Kaiserburg ist doch totfotografiert, oder?
Die Kaiserburg darf aber nicht fehlen! Wenn wir jeden Tag ein Kaiserburg-Foto, ob mit Kran oder ohne, hochladen, würde der Kanal am besten laufen. Aber wir wollen ja die Diversität, die Vielfältigkeit der Stadt zeigen. Auch die Industriegebiete und das städtische Leben. Wir suchen nach einer Balance und nutzen die Postkartenmotive, um Menschen an den Kanal zu binden.
43.000 Menschen folgen dem Instagram-Kanal, dort ist Nürnberg eine der größten und bekanntesten Städte. Lockt das auch Touristen in die Stadt?
Das wissen wir nicht, dazu ist der Tourismusbereich zu groß. Wir hören aber, dass zum Beispiel die grüne Treppe in der Stadtbibliothek ein Anziehungspunkt für Instagrammer ist. Immer wieder kommen Menschen dorthin, steuern durch die Bibliothek darauf zu und machen ihr Bild. Für uns ist aber vor allem wichtig, dass der Kanal regionale Interaktion fördert und dass er nach innen wirkt: Wir zeigen nicht nur verschiedene Ecken der Stadt, sondern erzählen auch über die Geschichte. Aktuell etwa ist der Volksbad-Wiederaufbau ein Thema. Unser Auftritt wird aber auch in anderen Städten wahrgenommen. 2017 etwa hatten wir den Wettbewerb zusammen mit Berlin veranstaltet – und dabei der Ausstellung, die in den jeweiligen Museen für Kommunikation stattfand, hat Nürnberg gut abgeschnitten, vor allem ästhetisch.
Heißt das, der Schnappschuss war einmal?
Der Anspruch an ein Instagram-Foto ist in den vergangenen zwei, drei Jahren massiv gewachsen. Ein schnelles Handy-Foto gibt es praktisch nicht mehr. Heute gehen die Igers mit Kamera los, alles ist inszeniert oder nachbearbeitet.
Sind nicht die meisten Igers Hobby-Fotografen?
Stimmt, die Profis kann man an einer Hand abzählen. Die Igers umfassen 150 bis 200 Menschen zwischen 16 und 70 Jahren, vom Schüler über die Handwerkerin bis zur Führungskraft. Es ist wie früher bei den Fotoclubs, die soziale Komponente ist wichtig. Es gibt kein Feuerwerk beim Volksfest, bei dem sich nicht mindestens zehn Igers zum Fotografieren am Dutzendteich versammeln. Beliebt sind auch unsere Spaziergänge: Bei mittlerweile 44 Insta-Walks haben wir hinter die Kulissen des Staatstheaters geblickt, haben Lost Places wie das Branntwein-Monopol erkundet oder die Architektur im Businesspark Gebersdorf abgelichtet.
Was ist denn das wichtigste Merkmal für ein gelungenes Instagram-Bild?
Beim Branntweinmonopol zum Beispiel waren wir alle am gleichen Ort, aber alle Bilder waren verschieden. Die eine hat schwarz-weiß fotografiert, der andere hat sich auf Menschen konzentriert, manche haben Details gesucht. Wenn man erfolgreich sein will, sollte man seinen Stil finden. Das ist das Schöne an der Plattform: Man kann sich seine eigene Nische schaffen.
Welches Lieblingsthema würden Sie gern einmal auf Instagram präsentieren?
Ehrlich: Ich kenne kein Thema, das wir noch nicht gespielt haben. Spannend fänd‘ ich Nürnberg aus der Luft, weil man aus dieser Perspektive die Stadt plötzlich in Strukturen sieht, die man nicht kennt. Aber wegen des Flughafens gibt es viele Sperrzonen, auch Foto-Drohnen dürfen dort nur mit Ausnahmegenehmigung fliegen. Ähnlich schwierig ist es mit der Straßenfotografie: Wegen der Probleme mit Persönlichkeitsrechten, wird das klassische Leben auf der Straße nicht mehr porträtiert. Den Opa mit dem kantigen Gesicht, der auf einer Bank im Sonnenlicht ausruht, den gibt’s nicht mehr.
Instagram-Kanal nuernberg_de
Informationen zur Ausstellung „Igers meet Industriekultur“