Alle Jahre wieder…, so beginnt ein bekanntes Weihnachtslied, und alle Jahre wieder findet in Nürnberg auch der weltweit bekannte Christkindlesmarkt statt. Seit wann, das lässt sich nicht mehr so genau sagen. Der Brauch, Kinder zu Weihnachten mit Geschenken zu bescheren, ist in Nürnberg seit Ende des 16. Jahrhunderts bezeugt; er soll auf Martin Luther zurückgehen. Entsprechend konzentrierten sich bereits sehr früh die in Nürnberg stattfindenden Märkte in der Vorweihnachtszeit darauf, den zunehmenden Bedarf an Kindergeschenken zu decken. Ein konkretes Datum für eine Gründung des „Nürnberger Christkindlesmarktes“ kann man deshalb nicht angeben.
Nach einer durch den Zweiten Weltkrieg bedingten Pause wurde die Tradition des Christkindlesmarktes 1948 wiederbelebt. Eine kleine Ausstellung im Stadtmuseum im Fembo-Haus widmet sich derzeit diesem ersten Nachkriegsmarkt, unter dem Titel „Kerzenlicht im Trümmerhaufen. Der Christkindlesmarkt 1948 in Nürnberg“.
Wilhelm Ritters Bilder vom Christkindlesmarkt
Einige schöne Darstellungen des Christkindlesmarktes aus vergangenen Tagen verdanken wir der Künstlerfamilie Ritter, der die Kunstsammlungen 2007 eine große Ausstellung widmeten, besonders Lorenz Ritter (1832–1921) und seinem Sohn Wilhelm Ritter (1860–1948). Darauf sieht man, dass der Markt mitunter auch an anderer Stelle als dem gewohnten Hauptmarkt stattfand, zum Beispiel auf der Insel Schütt und auf der Fleischbrücke.
Informationen zur Ausstellung „Spätromantik im Industriezeitalter“
Eine Ansicht der Buden auf der Fleischbrücke kauften die Kunstsammlungen der Stadt 1940 direkt bei Wilhelm Ritter, aus der Ausstellung, die damals zu seinem 80. Geburtstag in der Kunsthalle am Marientor abgehalten wurde. Er hatte das Bild 50 Jahre zuvor, im Jahre 1890 gemalt. Mit feinem Gespür gibt Ritter die Stimmung des Winternachmittages wieder, über den Buden ist der Dunst der Bratwurst-und Waffelstände zu ahnen.
Zuwachs für die Sammlungen
Eine glückliche Fügung war es, dass die Kunstsammlungen im vorigen Jahr eine zweite Version desselben Motivs angeboten bekamen. Der Ettlinger Künstler Christoph M. Mann schenkte der Stadt dieses Bild, zu dem die erste Version wohl den Entwurf abgab. Die zweite Version hat Ritter mit einer großen Zahl von Personen belebt, was das vorweihnachtliche Treiben sehr treffend wiedergibt.
Interessant ist auch die Herkunft des Gemäldes: es stammt aus dem Besitz von Manns Großvater, des bekannten Nürnberger Geschäftsmanns Hanns Porst. Dieser eröffnete bereits 1919 sein erstes Fotogeschäft in Nürnberg. Neben dem Aufbau eines Filialnetzes gelang ihm der Einstieg in den Versandhandel. Darüber hinaus profitierte er 1938 von der Arisierung der Spielzeugfabrik J. W. Spear & Söhne. Sozialpolitische Verantwortung bewies er hingegen mit der Einführung der Fünf-Tagewoche als erster Unternehmer in Nürnberg und dem Bau von Wohnungen für seine Mitarbeiter.
Die Kunstsammlungen danken dem großzügigen Spender dafür, dass das Bild so seinen Weg in die Heimatstadt zurückgefunden hat. Es ist bis 6. Januar zusammen mit der ersten Version in der Sonderausstellung „Kerzenlicht im Trümmerhaufen“ zu sehen sein und danach in der Dauerausstellung des Stadtmuseums im dritten Stock.
Informationen zur Ausstellung „Kerzenlicht im Trümmerhaufen“
Dr. Andreas Curtius ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg.
Bildnachweis für alle Fotos: Museen der Stadt Nürnberg, Kunstsammlungen