Die Nachbarin feiert: Die Kunst- und Kulturkirche St. Egidien wird 300 Jahre alt. Das barocke Schmuckstück, auf direkter Linie zwischen dem Museum Tucherschloss und dem Stadtmuseum im Fembo-Haus gelegen, richtet sich im Jubiläumsjahr neu aus.
Der Schwerpunkt Kunst- und Kulturkirche wird gestärkt: In Zusammenarbeit mit der Nachbargemeinde St. Sebald sind die Zuständigkeiten neu geregelt worden, so dass Pfarrer Martin Brons stolz sagen kann: „Wir gewinnen Pfarrpersonal.“ Er selbst übernimmt die Geschäftsführung und verfolgt neben der Gemeindearbeit künftig große Ausstellungsprojekte, Thomas Zeitler wird – mit einer halben Stelle – als Profilpfarrer für Kunst und Kultur an St. Egidien wirken.
Neue Mitspieler für ein lebendiges Egidienviertel
Zuvor liefen Kunst und Kultur in St. Egidien mit kleinem Stundenetat und fast nebenher, ohne die Arbeit vieler Ehrenamtlicher wären die großen Konzerte und Ausstellungen nicht denkbar gewesen. Ein unbefriedigender Zustand, der sich jetzt ändert und den Beteiligten viel Zuversicht schenkt. „Unsere Vorstellung ist tatsächlich, dass wir viele Kooperationen aufbauen“, sagt Martin Brons. Denn: „Je mehr Mitspieler dabei sind, desto interessanter wird es für alle Beteiligten.“
Seit einiger Zeit schon macht die Führung „Verschwiegene Plätze, versteckte Schätze“, die im Tucherschloss beginnt, auch in St. Egidien Station. Und auf gute Nachbarschaft haben sich die Kultureinrichtungen ohnehin verständigt, um das Viertel attraktiver zu machen.
Der Reigen im Jubiläumsjahr bietet neue Anknüpfungspunkte. So führt der Verein Geschichte für Alle unter dem Titel „Mehr als üppige Engel“ durchs barocke Nürnberg, mit dem schlafenden Nashorn von Dorota Hadrian wird Kunst anstelle der Müllcontainer platziert und um das Fest-Wochenende des 23. und 24. Juni wird der Egidienplatz eine Woche lang für Autos gesperrt sein. Drei Festvorträge im Lauf des Jahres, Konzerte und Tanz sowie eine Video- und Fotoinstallation der preisgekrönten Künstlerin Marianne Vordermayr rahmen das große Ereignis.
Ältester Kirchenort der Stadt
Dabei ist St. Egidien eigentlich viel älter als 300 Jahre. Bereits in der Gründungszeit Nürnbergs bestand ein Königs- und Wirtschaftshof unterhalb der Burg am Egidienberg, zu dem auch eine Kapelle gehörte. Aus diesem ältesten Kirchenort der Stadt entwickelte sich nach 1140 das Benediktinerkloster der Reichsstadt, das seine Gebäude nach der Reformation an den Rat übergab. 1696 brannte die ursprüngliche Kirche vollständig ab. Bis 1718 wurde St. Egidien wieder aufgebaut – als einzige Barockkirche Nürnbergs.
Im Zuge der Profilierung der vier Innenstadtkirchen St. Lorenz, St. Sebald, St. Jakob und St. Egidien, hat sich Letztere vor bald 20 Jahren als Kunst- und Kulturkirche etabliert. Der Wandel im Viertel – immer mehr Studenten und junge Berufstätige entdecken den zentral gelegenen, doch ruhigen Egidienberg für sich – macht sich auch in der Gemeinde bemerkbar und ist guter Grund, den kulturellen Schwerpunkt auszubauen. Kontakte zu den umliegenden Schulen werden seit langem gepflegt, neue zur Hochschule für Musik und der Akademie der Bildenden Künste sollen geknüpft werden.
Festvortrag und Gottesdienst im Garten
Dabei kann St. Egidien auf ein Fundament bauen, das sie mit den Nachbarn gelegt hat. Auch beim Reigen der Jubiläumsveranstaltungen sind die Museen der Stadt vertreten. Thomas Schauerte, Leiter des Albrecht-Dürer-Hauses, der städtischen Kunstsammlungen und des Stadtmuseums im Fembo-Haus, wird am 20. Juni einen Festvortrag über das Altar-Gemälde halten. (Sicher ist, dass es aus der Werkstatt des flämischen Malers Anthonis van Dyck stammt – möglicherweise hat der Meister selbst Hand angelegt …) Auch die schöne Tradition der Gottesdienste im Garten des Tucherschlosses wird fortgeführt, in diesem Jahr am 22. Juli wieder mit anschließendem Picknick im Garten.
Informationen zur Kunst- und Kulturkirche St. Egidien
Informationen zum Festvortrag über das Altar-Gemälde
Informationen zum Open-Air-Gottesdienst im Tucherschloss