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13 / 7 / 2016

Vom guten Leben

Der Feierabendmarkt im ehemaligen Klosterhof von St. Egidien

Das ist ungewöhnlich: Eine Kirchengemeinde hält Markttag. Im ehemaligen Klosterhof von St. Egidien findet – immer freitags von 13 bis 19 Uhr – der „Feierabendmarkt“ statt. Mit biologisch erzeugten Produkten und einem mobilen Café, mit kulturellen Beigaben und viel Raum für Begegnung.

Das gute Leben

„Wir zeigen in St. Egidien, was es heißt, gut zu leben“, sagt Pfarrer Martin Brons. Mit Obst und Gemüse vom Biohof, mit Backwaren, Honig und hausgemachten Fleisch- und Wurstwaren aus ökologischer Erzeugung und vielem mehr. Auch die Noris Inklusion ist mit Pflanzen und Blumen vertreten, Tische und Bänke laden zum Verweilen ein. Im heiter-historischen Ambiente kann, ja soll Begegnung stattfinden. „Ohne Kurs und ohne Belehrung“, wie es Eva Lachner vom Kirchenvorstand formuliert, ganz einfach en passant. Vielleicht kommen so auch Menschen ins Gespräch, die sich bisher nur vom Sehen kannten.

Am 24. Juni wurde der kleine Markt, der allerlei regionale (Bio-)Spezialitäten anbietet, feierlich eröffnet.

Am 24. Juni wurde der idyllische Markt, der eine Auswahl an regionalen (Bio-)Erzeugnissen anbietet, feierlich eröffnet.

Begegnung schaffen

„Kirche lebt immer auch von Nachbarn und vom Quartier“, sagt Martin Brons. Er wünscht sich mehr Begegnung, ein Zusammenwachsen und eine Belebung des Egidienviertels. Denn der zentrale Platz vor der einzigen Barockkirche in Nürnberg ist von Autos zugestellt und wenig einladend, die Kontakte der Bewohner sind sporadisch. „Es braucht nur Mini-Impulse: Schon der öffentliche Bücherschrank hat viel verändert“, beobachtet der Pfarrer. Er selbst hat in der kurzen Vorbereitungszeit – gerade vier Monate lagen zwischen Idee und Markteröffnung im Juni – viele neue Kontakte geknüpft: zum Marktamt der Stadt Nürnberg und der Schulbehörde, zum Ordnungs- und Gesundheitsamt und dem angrenzenden Willstätter-Gymnasium oder zur N-Ergie, die einen Baustromkasten gesponsert hat. Die Marktbeschicker hat Eva Lachner vom Kirchenvorstand mit ungeheurer Energie geworben.

Aus der Vergangenheit

Wie das zur Kirche passt? Da sind zum einen die Ursprünge von St. Egidien, die auf ehemaligem Klostergelände errichtet wurde. Im 12. Jahrhundert entwickelte sich aus dem Hof mit Egidienkapelle das Benediktinerkloster der Reichsstadt, das auf externe Versorgungshöfe angewiesen war. Bauern versorgten die Mönche und brachten das Lebensnotwendige in die Stadt – wie heute wieder, wenn Bio-Höfe Kartoffeln und Kohlrabi, Eier und Honig anbieten, wenn Bäcker und Metzger auf den Klosterhof kommen. „Man soll nachvollziehen können, woher kommen die Lebensmittel“, sagt Eva Lachner.

Der Feierabendmarkt im historischen Innenhof neben der St. Egidien Kirche lädt zum "Begegnen, Genießen, Verweilen" ein.

Der Feierabendmarkt im historischen Innenhof neben der St. Egidien Kirche lädt zum „Begegnen, Genießen, Verweilen“ ein.

Stadt und Land

Zudem soll die Verbindung von Konsumenten und Produzenten gestärkt werden. „Stadt und Land wissen zu wenig voneinander“, sagt Eva Lachner, „zum Beispiel wie viel Mühe es kostet, bis etwas wächst und geerntet werden kann.“ Deshalb sollen Besuche in der Bäckerei oder auf dem Biohof Volland in Kraftshof Neunhof, wo übrigens Martin Brons als Jugendlicher das Traktorfahren gelernt hat, auf Wunsch möglich sein. Auch der Garten des Willstätter-Gymnasiums soll demnächst als Klostergarten hergerichtet werden.

Kultur und Schöpfung

Und was hat das alles mit Kultur zu tun? Schließlich ist St. Egidien die Kulturkirche, bekannt für Ausstellungen und anspruchsvollen Konzerte. Auch der Feierabendmarkt wird mit Musik und Lesungen ein kulturelles Schmankerl bieten und er hat einen anderen, ebenso wichtigen Anknüpfungspunkt: „Er ist meine Vision von gelebter Spiritualität, hier können wir Himmel und Erde zusammenbringen“, sagt Eva Lachner, die Pädagogin und Familientherapeutin ist. Pfarrer Martin Brons spricht von unserer Verantwortung für die Schöpfung, die sich auch darin zeige, „wie wir mit uns und unserer Nahrung umgehen“. Mit der Initiative Solidarische Landwirtschaft Solawi hatte St. Egidien schon erste Schritte getan, um nachhaltige Landwirtschaft und regionale Wirtschaftskreisläufe zu fördern.

Mitmachen erwünscht

„Als Einzelne können wir im großen Wirtschaftskreislauf wenig bewirken“, sagt Eva Lachner, „aber für einen kleinen Kreislauf in meiner Nähe kann ich verantwortlich sein.“ Sie lädt Interessierte zum Mitmachen ein: Ehrenamtliche Verkäufer sind ebenso gesucht wie weitere Unterstützer, auch ein Stand mit Eiern und Geflügel wird noch gesucht.

Zusammen mit den städtischen Museen

Und welche Verbindung besteht zwischen den Museen und der Egidienkirche? Ganz neu zeigt eine kulturhistorische Führung durch die Altstadt verborgene Schätze im Museum Tucherschloss, der Egidienkirche, dem Pellerhaus und dem Stadtmuseum Fembohaus. Schon seit Jahren sehr beliebt ist der immer im Juli stattfindende Open-Air-Gottesdienst von St. Egidien im Schlosshof des Museums Tucherschloss.

Informationen zum Feierabendmarkt der St. Egidien Kirche
Informationen zum diesjährigen Open-Air-Gottesdienst im Museum Tucherschloss

2 Kommentare zu “Vom guten Leben

  • Wilde
    14 / 7 / 2016 | 19:16

    Leider hat sich ein Fehlerteufel eingeschlichen: Der Biolandhof Volland, liegt nicht in Kraftshof sondern in Neunhof.

    • Brigitte List
      16 / 7 / 2016 | 8:20

      Vielen Dank für den Hinweis!

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