„Nürnberg hat auf mich einen ungeheuren Eindruck gemacht; ich ging nach meiner Ankunft in der Stadt herum, bis es finster wurde und kam völlig berauscht nach Hause. Das ganze Ding war mir wie feenhaft … Nürnberg ist die schönste Stadt, die ich je gesehen habe, sie ist in ihrer Ganzheit ein wahrhaftiges Kunstwerk. Die Zierlichkeit, Heiterkeit und Reinheit dieser mannigfaltigsten Schönheitslinien füllte mich mit den wohltuendsten Empfindungen.“
Adalbert Stifter, 1865
Früher Touristenmagnet – das romantische Nürnberg
Zu der Zeit, als der Schriftsteller Adalbert Stifter Nürnberg besuchte, war die Stadt bereits zu einem Touristenmagneten geworden. Von nah und fern strömten Menschen aus aller Herren Länder herbei, um das „romantische Nürnberg“ selbst zu erleben. Damals wie heute zählten natürlich die Kaiserburg, St. Lorenz, St. Sebald und die Frauenkirche mit dem Männleinlaufen zu den Anziehungspunkten.
Geheimtipp Tucherschloss
Ein Geheimtipp – schon zu dieser Zeit – war das Tucherschloss in der Hirschelgasse. Das kleine Frührenaissanceschlösschen, das von Lorenz II. und seiner Gemahlin Katharina Tucher als repräsentatives Gartenanwesen errichtet worden war, zeugte von der Weltläufigkeit seiner Erbauer: Typisch französische Architekturelemente vermischten sich mit italienischen Einflüssen, deren volle Wirkung sich im idyllischen Innenhof entfaltete. Die Straßenfassade wurde jedoch nur mit einem Chörlein geschmückt – typisch für Nürnberg. Denn charakteristisch für die Pegnitzstadt ist nicht nur der kleine Erker, sondern auch die nach außen gezeigte Schlichtheit und Bescheidenheit seiner Bewohner. Nicht umsonst sagt man, dass „der Nürnberger seinen Pelz nach innen trägt“!
Nürnberg – ein Trümmerhaufen
Doch das Nürnberg zu Stifters Zeiten ist kaum mehr mit dem Nachkriegs-Nürnberg zu vergleichen: Die Altstadt war nach dem Zweiten Weltkrieg fast vollkommen zerstört. Wo sich vormals die mittelalterlichen Fachwerkhäuser aneinanderreihten und die engen Gässchen schlängelten, blieben nur Trümmer, einzelne Mauerreste und Ruinen stehen. Nach der Schutträumung hielt die Sebalder Stadthälfte nur mehr dem Vergleich mit einer baumlosen und bloß von dichtem Bodenbewuchs bedeckten Ödnis stand: die sogenannte „Sebalder Steppe“. An deren östlichem Rand lag auch das Tucherschloss, von dem lediglich drei Umfassungsmauern und der markante Treppenturm erhalten geblieben waren. Die Zerstörung war so stark, dass das Räumungsamt der Stadt Nürnberg dem Trümmergrundstück nur noch einen „Totalschaden“ attestieren konnte.
Ein zweites Leben! Der Wiederaufbau des Tucherschlosses
Die Fotoausstellung „Tucherschloss in Trümmern! Zerstörung und Wiederaufbau eines Nürnberger Kleinods“ widmet sich noch bis zum 18. April 2016 der Geschichte des Schlösschens aus mehreren Perspektiven: dem ehrwürdigen Patrizierschlösschen, das schon im 19. Jahrhundert als etwas ganz Besonderes galt und das damals von Menschen aus aller Welt, Adeligen und Künstlern besucht wurde. Den Bemühungen um seine Bewahrung, als es den Gefahren des Kriegs ausgesetzt war. Seiner – trotz aller Anstrengung – unvermeidlichen Zerstörung. Und – der beinahe filmreifen Geschichte des Wiederaufbaus, die vor allem einem Mann zu verdanken ist: Dr. Hans Christoph von Tucher, der unter großem persönlichem Einsatz seiner Kraft und seines Vermögens den Wiederaufbau des Schlosses realisieren konnte.
Im Vergleich mit der Umgebung am Treibberg und in der Hirschelgasse, aber auch mit dem gesamten Egidienviertel wird deutlich, welch großen Verlust die Zerstörung des Schlösschens bedeutete – aber auch, was für eine herausragende Leistung mit dem Wiederaufbau gelang.
Gerd Tittel
31 / 8 / 2019 | 10:02
Schäi däi Houmpäidsch. Innsbesonders sich des gannts midd maine Erinnerungä deggd. (Unnd nebäbai bemerkt, ich wohn dorrd geechäiiber said 1961 bis haid.)/ Schön diese Homepage. Insbesondere sich dies ganz mit meinen Erinnerungen deckt. (Und nebenbei bemerkt, ich wohne dort gegenüber seit 1961 bis heute.)