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13 / 8 / 2015

Mit dem Pinsel auf den Punkt gebracht

5 Fragen an Horst Haitzinger

Horst Haitzinger ist einer der bekanntesten, vielleicht der beste deutsche Karikaturist. Fast täglich erscheinen seine gezeichneten Kommentare auch in den Nürnberger Nachrichten – die besten aus mehr als 15.000 Arbeiten in über 40 Jahren stellt „Unverkennbar Haitzinger“ im Museum Industriekultur zusammen. Beim Eröffnungsabend antwortete Horst Haitzinger, Jahrgang 1939, so nachdenklich wie pointiert auf die Fragen von Ingrid Bierer (Direktorin der Museen der Stadt Nürnberg), Kuratorin Regine Franzke und Museumsleiter Matthias Murko.

Was braucht ein guter Karikaturist?
Eine Kombination aus Interesse an Politik, auch ein analytisches Talent und den Ehrgeiz, die Dinge auf den Punkt zu bringen, und das zeichnerische Können. Aber ich zeichne nicht mit spitzer Feder – sondern mit spitzem Pinsel.

Eignet sich jeder Politiker gleich gut für Karikaturen?
Sie meinen von der physiognomischen Eignung? Nein. Man kann lange Gesichter länger machen, breite Köpfe noch breiter – aber runde Köpfe können Sie nicht runder machen. Strauß und Kohl waren Gottesgeschenke. Jahrelang habe ich mich mit Honecker geplagt. Als ich ihn endlich drauf hatte, war er nicht mehr.

Blick in die Ausstellung im Museum Indurstriekultur. Foto: Dieter Zeitler

Bei dem Anschlag von Paris auf Charly Hebdo wurden Karikaturisten wegen ihrer Arbeit umgebracht. Spüren Sie seither die Schere im Kopf?
Es gab Zeichnungen von Mohammed mit einem Penis als Nase. Ich frage mich: Was soll das? Man muss nicht beleidigen um der Beleidigung willen. Aber in einer Demokratie muss man so geschmacklos sein dürfen, wie man will, ohne um Leib und Leben fürchten zu müssen.

Sind Sie durch Redaktionen beeinflusst worden?
Ich war nie Vollstrecker einer redaktionellen oder parteilichen Linie. Ich bin meine eigene Partei. Meine Karikaturen sind nie etwas, das nach Beifall schielt.

Manche halten ihre Ölgemälde für Kitsch…
Ich würde wahnsinnig gern eine umfassende und gültige Definition haben von: Was ist Kitsch? Übrigens auch von Kunst. Kunst heute, das sind Fäkalien in Dosen, 2000 Melkschemel in einer Halle oder Gedärme, die an die Wand geschleudert werden – von namhaften Künstlern. Für mich ist jede Kunst, die nur mit Gebrauchsanweisung funktioniert eine misslungene. Was ich mache, ist alles andere als zukunftsweisend – aber es ist meine Sprache.

3 Kommentare zu “Mit dem Pinsel auf den Punkt gebracht

  • Carmen Knallinger
    13 / 6 / 2016 | 17:43

    Sehr geehrte Damen und Herren,
    können Sie mir die Karikatur von Herrn Haitzinger „Willkommen in Vietghanistan“ aus dem Jahr 1980 erklären. Ich brauche dies für morgen wegen einer Schulaufgabe in Geschichte. Danke

    • Brigitte List
      14 / 6 / 2016 | 8:33

      Sorry, aber es gibt von Horst Haitzinger geschätzt ca. 15.000 Karikaturen und wir haben da auch nicht die komplette Übersicht. Zu der Zeichnung „Willkommen in Vietghanistan“ haben wir leider keine Infos.

  • Wolfgang aus MK
    20 / 12 / 2016 | 10:54

    Mal wieder super, die Karikatur von heute: „Der Erlöser – Die Türkei erlaubt Weihnachtsfeiern! “ (20.12.2016)
    Fehlt eigentlich neben Ochse und Esel noch eine Ziege…

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