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13 / 2 / 2023

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Der Nürnberger Fotograf Friedrich Wilhelm Rupprecht

Der Nürnberger Künstler Friedrich Wilhelm Rupprecht (1822-1883) war ein früher Vertreter der im 19. Jahrhundert erfundenen Darstellungstechnik der Fotografie. Ursprünglich ausgebildeter Maler – er besuchte von 1841 bis 1848 die Kunstgewerbsschule Nürnberg –, beantragte Rupprecht im Februar 1860, selbstständig als Fotograf arbeiten zu dürfen. Sein Atelier richtete er auf dem Grundstück seines Bruders Carl Alexander im Garten des Hirschvogelhauses ein. Dort fotografierte Friedrich Wilhelm neben Außen- und Innenansichten des Gebäudes auch viele seiner Familienmitglieder.

Dank eines Ankaufs im Jahr 2015 befindet sich ein Großteil von Rupprechts Arbeiten heute im Besitz der Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg. Sie zeugen von den Anfängen der Fotografie sowie der Experimentierfreudigkeit und Kreativität ihrer ersten Nutzer. Auch ermöglichen Friedrich Wilhelm Rupprechts Aufnahmen vom Wohnhaus seines Bruders einen einzigartigen Blick in den originalen Hirschvogelsaal vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg. Der Betrachter begibt sich auf eine kleine Zeitreise in eines der bedeutendsten Nürnberger Bauwerke, in welchem in den über 300 Jahren seines Bestehens unter anderem die Familien Hirschvogel und Behaim wohnten.

Friedrich Wilhelm Rupprecht (oder Wilhelm Biede): Hirsvogelsaal, Süd- und Ostwand mit einem Teil des Deckengemäldes, um 1900.

Während Rupprechts Architekturfotografien in Schwarz-Weiß gehalten sind, hat er einige seiner Portraits nachträglich koloriert und bearbeitet. Die farbige Übermalung per Hand erfordert viel Geschick. Verdünnte Farbe wird dabei mit Pinsel, Wattestäbchen oder einem weichen Tuch in mehreren Schichten aufgetragen. Im 19. Jahrhundert diente dieses Verfahren überwiegend dazu, die technischen Unzulänglichkeiten des Mediums zu kompensieren. Gleichzeitig wurden die medialen Grenzen zwischen Malerei und Fotografie verwischt.

Kolorierung war nicht die einzige Technik, mit welcher Rupprecht seine Fotografien bearbeitete. In manchen seiner Werke kombinierte er gezeichnete Landschaftsdarstellungen mit den Aufnahmen von Personen. Er schuf dabei Collagen, in welchen die Grafik in einen visuellen Dialog mit der Fotografie tritt.

Friedrich Wilhelm Rupprecht: Kinderporträt der Anna Barbara Rupprecht vor der Silhouette der Stadt Nürnberg, um 1845.

Die Entwicklung der Fotografie

Heute sind wir alle Fotografinnen und Fotografen unseres eigenen Lebens. Und das ganz ohne großen Aufwand oder technische Spezialkenntnisse. Dank Smartphone und Co. entsteht blitzschnell eine dauerhafte Momentaufnahme, wann und wo immer wir wollen. In den mehr als 170 Jahren, in welchen die Fotografie ein fester Bestandteil unseres Kulturkreises wurde, hat sie doch eine rasante Entwicklung durchlaufen.

Es begann alles im Mai 1816, als Joseph Nicéphore Niépice (1765-1833) es schaffte, mittels einer Camera Obscura ein projiziertes Bild auf einer lichtempfindlichen Schicht festzuhalten.

Bereits 23 Jahre später gelang es Louis Daguerre, einem ehemaligen Kollegen des inzwischen verstorbenen Niépice, das Fotografieren praxistauglich zu machen. Am 19. August 1839 wurde sein Verfahren der Öffentlichkeit als Daguerreotypie vorgestellt. Noch im selben Jahr begannen zahllose Forscher, an der Verbesserung dieser Fototechnik zu arbeiteten. Die Belichtungszeit sollte verkürzt, die Aufnahmen reproduzierbar und die Kamera transportabel sein. Häufig waren es eher Techniker als künstlerisch Begabte, die die Weiterentwicklung vorantrieben.

Friedrich Wilhelm Rupprecht: Gartenansicht des Hirsvogelhauses in der Hirschelgasse, um 1860/70.

„Die Malerei ist tot, es lebe die Fotografie!“

So überschwänglich soll sich Paul Delaroche (1797-1856) zur Erfindung des neuen Darstellungsmediums geäußert haben. Zunächst euphorisch von der Öffentlichkeit als modernes Medium zur Abbildung der Wirklichkeit begrüßt, stellte sich schon bald die Frage, welche Rolle die Malerei künftig noch haben würde. So mancher Zeitgenosse sah sie als nunmehr obsolet und ihr Ende bereits gekommen.

Aber handelt es sich bei Fotografie, also dem „Zeichnen mit Licht“ überhaupt um einen künstlerischen Akt wie bei der Malerei? Handelt es sich nicht vielmehr um einen rein technischen Vorgang, für welchen keinerlei künstlerisches Talent benötigt wird? Fest steht, dass das neue Medium bereits um 1855 in breitem Umfang Eingang in die Ateliers der Maler gefunden hatte. Es wurde als Hilfsmittel genutzt, sollte den Entwurf erleichtern und den Arbeitsprozess verkürzen.

Friedrich Wilhelm Rupprecht: Portrait des Polizeiaktuars Johann Adam Röder in Uniform, um 1850.

Auch wenn die Fotografie ab Mitte des 19. Jahrhunderts als künstlerisches Medium akzeptiert wurde und viele Künstler sich neu orientierten, so blieb ihr Kunstwert doch weiterhin umstritten. Ganz anders heute. Längst hat die Fotografie eine zentrale Rolle in der Gegenwartskunst eingenommen und lockt Millionen von Besuchern in die Museen und Galerien.


Jana Hauguth ist Bachelor-Studentin der Professur für Museologie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und hat von August bis Oktober 2022 ein Praktikum in der Grafischen Sammlung der Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg absolviert.

 

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