Weihnachten steht vor der Tür – auch bei den Museen der Stadt Nürnberg! In den Beständen der einzelnen Häuser haben sich im Laufe der Jahre so einige interessante Objekte oder Kuriositäten rund um das Thema Weihnachten angesammelt; und natürlich gibt es auch die ein oder andere traditionelle Veranstaltung zum schönsten Fest des Jahres. Weihnachtliche Graphiken bei den Kunstsammlungen, Weihnachtsschmuck aus dem Museum Industriekultur oder Spiele zum Christkindlesmarkt und zum Nikolaus im Deutschen Spielearchiv… gehen Sie mit uns auf Entdeckungsreise und lassen Sie sich überraschen!
Museum Industriekultur
Im umfangreichsten Sammlungszweig des Museums Industriekultur, der sogenannten Alltagskultur, finden sich, wie könnte es anders sein, auch zahlreiche historische Objekte, die an familiäre Festivitäten vergangener Zeiten erinnern wie Taufe, Konfirmation oder Hochzeit, Ostern und natürlich Weihnachten.
Elektrifizierte Tisch-Christbäumchen, hier ein Beispiel aus der Zeit um 1950, waren beliebt vor allem bei Leuten, die aus Altersgründen oder Platzmangel keinen echten Baum mehr schmücken konnten, aber nicht ganz auf den geliebten Weihnachtsbrauch verzichten wollten. Für ein Bäumchen wie dieses mit ca. 35 cm Höhe reichte die Fensterbank oder ein Plätzchen zwischen weihnachtlichem Nippes auf dem Wohnzimmerbuffet. Darüber hinaus gehörten die künstlichen Minitannen zur Weihnachtsdekoration von Schreibstuben und Ladentheken, aber auch von Puppenhäusern. Das hier gezeigte Bäumchen sowie die Miniaturkugeln und Glöckchen aus handbemaltem Glas stammen aus hiesiger Produktion, vermutlich aus einer der traditionsreichen Christbaumschmuck-Fabriken in Roth bei Nürnberg, z. B. Fritz Stadelmann oder Riffelmacher & Weinberger.
Die beiden originalbestückten Christbaumschmuck-Kartons aus den 1920er Jahren zeigen eine Vielfalt unterschiedlicher Miniaturanhänger – jedes Teilchen im Wattebett, feinsäuberlich etikettiert und handschriftlich mit der jeweiligen Modellnummer versehen. In diesen Kartons etwa präsentierte die Firma Fritz Stadelmann ihr Sortiment im Verkaufsraum der Fabrik und auf Messen den Fachhändlern. Dort besah man sich die kleinen Schönheiten von Nahem und hatte dann die Qual der Wahl…
Aber Christbäumchen und Schmuck sind nur zwei Beispiele – das Museum Industriekultur verfügt über eine sehr große Anzahl von Objekten rund um das Thema Weihnachten. Vielleicht gibt es ja im neuen Jahr an dieser Stelle noch mehr zu sehen…
(Regine Franzke, Sammlungskuratorin im Museum Industriekultur)
Kunstsammlungen
Weihnachtliche Graphik gibt es in der Online-Ausstellung „Weihnachten. Graphik der Städtischen Sammlungen aus fünf Jahrhunderten“ zu sehen. Obwohl das Weihnachtsfest erst im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts zum kirchlichen Hauptfest wurde, war die nächtliche Geburt des Erlösers seit jeher ein beliebtes Thema für Künstlerinnen und Künstler. Die Kunstsammlungen zeigen einen (gewiß nicht vollständigen) Überblick über künstlerische Entwicklungen, aber auch über die wachsende Emotionalisierung eines zentralen Themas der abendländischen Kunst. Das Hauptmotiv neben der Geburt selbst sind dabei die Szenen mit der Anbetung der Hirten oder der Heiligen Drei Könige, zu denen im vergangenen Jahrhundert aber auch immer mehr „Stimmungsbilder“ aus dem weiteren Themenkreis kamen.
Die Graphiken wurden erstmals gemeinsam im Jahr 2009 in einer Sonderausstellung im Albrecht-Dürer-Haus präsentiert und sind nun wieder als Online-Ausstellung einsehbar:
Weihnachten. Graphik der Städtischen Sammlungen aus fünf Jahrhunderten
Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal
Für den Weihnachtsbaum im Renaissancegarten des Museums Tucherschloss musste keine Tanne sterben: dekoriert wurde kurzerhand einer der schlosseigenen Apfelbäume. Der hat zwar keine duftenden Nadeln, dafür aber leuchtende Zweige!
Da es im Museum außerdem eine Reihe von historischen Stühlen gibt, die zwar einladend aussehen mögen, aus konservatorischen Gründen jedoch nicht mehr benutzt werden können, findet man die Stühle immer schon von einem Platzhalter „besetzt“ – passend zur Adventszeit sind das im Dezember kleine Tannenzweige.
Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände
In der Reihe „Ans Licht geholt“ stellt das Dokumentationszentrum regelmäßig Objekte aus seinen umfangreichen Archiven vor. Der neueste Beitrag beschäftigt sich mit einer Sammlung von „Frontweihnachtsschmuck“, der gegen Ende des Zweiten Weltkriegs an der deutschen Ostfront entstanden ist. Das Weihnachtsschmuck-Ensemble besteht aus 23 Karton-Anhängern, die mit Buntstift bemalt und mit Bleistift und Tinte konturiert sind. Mit kunstvoll gestalteten Motiven wie Engeln und Sternen oder Glücksschwein und Teddybär wollte ein Soldat damit wohl seinen Kameraden zum Weihnachtsfest eine Freude machen. Der Beitrag stellt einige der Anhänger vor und erläutert den weihnachtlichen Kriegsalltag an der Front.
Kriegsweihnacht mit selbstgemachtem Christbaumschmuck
Stadtmuseum im Fembo-Haus
Seit über vierzig Jahren findet im Stadtmuseum im Fembo-Haus Anfang Dezember der traditionelle Weihnachtsmarkt „Kunst und Handwerk“ statt. Längst ist der Markt, bei dem Kunsthandwerker aus der ganzen Region ihre Waren feilbieten, zu einem festen Bestandteil der Nürnberger Vorweihnachtszeit geworden. Wie schon im letzten Jahr musste er leider auch dieses Jahr aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden und fand „dezentral“ in den Künstlerateliers ausgewählter Aussteller statt.
Ebenfalls im Fembo-Haus war im Jahr 2018 die Ausstellung „Kerzenlicht im Trümmerhaufen“ zu sehen. Ausgestellt wurden historische Fotografien vom Christkindlesmarkt 1948 – kriegsbedingt dem ersten Christkindlesmarkt seit den späten 1930er Jahren. Auf den Bildern wird deutlich, dass der Markt trotz aller Widrigkeiten inmitten des zerstörten Nürnbergs weihnachtliche Stimmung verbreiten konnte. Einige der damals gezeigten Fotografien können Sie auch online ansehen.
Ausstellung „Kerzenlicht im Trümmerhaufen“
Deutsches Spielearchiv
In der Sammlung des Deutschen Spielearchivs finden sich auch einige Spiele mit weihnachtlichem Hintergrund. Zwei dieser Spiele sind das „St. Nikolausspiel“ (dessen Erscheinungsjahr unbekannt ist) und das Spiel „Nürnberger Christkindlesmarkt“ aus den 1960er Jahren. War das „St. Nikolausspiel“ noch ein relativ einfach gehaltenes Kartenspiel, konnte man beim Spiel zum „Nürnberger Christkindlesmarkt“ den namengebenden Markt nachbauen und sich als Verkäufer in einem Weihnachtsstand versuchen.
Albrecht-Dürer-Haus
Albrecht Dürer hat sich mit dem Thema Weihnachten auf vielfältige Weise auseinandergesetzt. Die Geburt Christi, die Darstellung der Maria mit Kind, die Anbetung der Könige und die Heilige Familie haben ihn während seines gesamten künstlerischen Schaffens beschäftigt: Sie erscheinen auf großen Bildtafeln für wohlhabende Auftraggeber, in unzähligen flüchtigen Skizzen und ausgereiften Zeichnungen sowie in Druckgrafiken, die als Andachtsbilder und zur Erbauung für Jedermann gedacht waren.
Spielzeugmuseum
Natürlich findet sich auch im Bestand des Spielzeugmuseums allerhand Weihnachtliches – so zum Beispiel die Titelillustration eines Katalogs für Christbaumschmuck der Firma August Schlemmer aus dem Jahr 1924. Die Rother Firma war weit über die Stadtgrenzen hinaus als Hersteller von Spielwaren, Weihnachtsschmuck und leonischen Waren geschätzt, geriet Mitte der 1930er Jahre jedoch in finanzielle Schieflage. Aus der Konkursmasse der Firma entstanden anschließend viele kleinere Betriebe, die in der Folgezeit das Bild Roths als „Spielzeugstadt“ prägen sollten.
Ebenfalls im Besitz des Spielzeugmuseums befindet sich ein Adventskalender mit Raketenmotiv aus dem Jahr 1973. Er ist ein gutes Beispiel dafür, dass sich Adventskalender häufig an aktuellen Trends und Themen orientieren – hier etwa an der Weltraumbegeisterung der später 1960er und frühen 1970er Jahre, als die erste Mondlandung noch frisch im Gedächtnis der Menschen war. Herausgebracht wurde der Kalender vom Münchener Korsch-Verlag, der auch heute noch jedes Jahr zur Weihnachtszeit eine Vielzahl aufwändig gestalteter, origineller Adventskalender anbietet.