Kein Zweifel: die Nürnberger Rostbratwurst ist neben dem Lebkuchen wohl die berühmteste kulinarische Spezialität der Stadt – und eine der ältesten. Urkundlich erwähnt wurde die neun Zentimeter lange und lediglich fünfundzwanzig Gramm schwere Delikatesse erstmalig im Buch des Nürnberger Rates der Jahre 1313/1314. Seither hat sie einen Siegeszug sondergleichen angetreten und bekommt nun, siebenhundert Jahre später, auf Initiative des Schutzverbands Nürnberger Bratwürste e.V. sogar ihr eigenes Museum.
Finger weg von meiner Bratwurst!
Der Schutzverband ist ein Zusammenschluss regionaler Hersteller, der Stadt Nürnberg, Teilen der örtlichen Gastronomie sowie der Fleischer-Innung Mittelfranken-Mitte. Seit seiner Gründung im Jahr 1989 sorgt er dafür, dass ein als „Original Nürnberger Rostbratwurst“ verkauftes Fleischprodukt auch wirklich nach den traditionellen Rezepturen und Anforderungen hergestellt wird. Neben Größe und Gewicht sind das unter anderem die genauen Zutaten rund um Schweinefleisch und Majoran sowie (ganz wichtig!) das Abdrehen der Wurst im Schafsaitling. Und natürlich muss eine „Original Nürnberger Rostbratwurst“ auch in Nürnberg hergestellt worden sein: Als geografische Herkunftsbezeichnung steht sie seit 2003 unter dem besonderen Schutz der Europäischen Union.
Dass man Wert auf das rechte Maß und Gewicht oder die richtigen Zutaten seiner Bratwürste legt, hat in Nürnberg Tradition. Schon im Mittelalter durfte die Nürnberger Rostbratwurst zum Beispiel nur von spezialisierten Schweinemetzgern hergestellt werden – und wurde täglich von den Marktmeistern auf ihre Qualität hin überprüft. Mit „minderwertigen“ Würsten machte man der Überlieferung zufolge kurzen Prozess und warf sie einfach in die Pegnitz: Sollten sich doch die Fürther darum kümmern! Ihre typische Größe hatte sie damals übrigens noch nicht. Diese ist das Resultat von Absatzproblemen im 16. Jahrhundert, als viele Nürnberger Metzger aufgrund der hohen Qualitätsanforderungen auf die Herstellung von Bratwürsten verzichteten. Sie waren nicht mehr rentabel. Ein findiger Geschäftsmann kam schließlich auf die Idee, die Würste einfach zu verkleinern – die Würste, wohlgemerkt, nicht aber den Preis…
Geschichte und Geschichten
Aber zurück zum Museum! Die Idee, die Geschichte und historische Bedeutung der Nürnberger Rostbratwurst mit einer eigenen Dauerausstellung zu würdigen, hatte man beim Schutzverband schon länger. Nach dem großen Erfolg der Ausstellung „9 cm Nürnberg“ im Stadtmuseum im Fembo-Haus im Jahre 2014 sah man sich in seinem Vorhaben bestärkt. Nur an der geeigneten Örtlichkeit mangelte es noch. Diese fand sich nun mehr oder weniger durch Zufall am idyllischen Trödelmarkt, in unmittelbarer Nähe zum Henkersteg. Im Moment laufen dort noch die letzten Bauarbeiten – auf Hochdruck, versteht sich, damit die Ausstellung dann im November pünktlich zum Christkindlesmarkt eröffnet werden kann.
Auf rund einhundert Quadratmetern soll man dann abtauchen können in die jahrhundertelange Kulturgeschichte der Bratwurst – und neben ihren Einflüssen auf Kunst und Gesellschaft natürlich auch etwas über das Nürnberger Metzgerhandwerk erfahren, dem sie entstammt. Gezeigt werden unter anderem Einblicke in die frühe handwerkliche Produktion der Bratwurst, die in Abbildungen von Schweinemetzgern und Schweinestechern aus dem 14. bis 16. Jahrhundert überliefert ist. Und natürlich kann man im Museum dann auch ein paar der unzähligen Sagen und Legenden kennenlernen, die sich rund um die Nürnberger Bratwurst ranken. Kurzum: Wer schon immer mehr über die Bratwurst wissen wollte, wird im neuen Museum sicherlich auf seine Kosten kommen!