Museenblog Nürnberg

Neueste Beiträge

Kategorien

15 / 9 / 2020

Die Amerika-Connection

Beschwingte Töne: DAI und Museum Tucherschloss kooperieren in der Musik-Reihe American Recital Series

Die „Alligators of Swing“ sind der amerikanischen Musik verfallen – und wenn sie Swing, Blues und Boogie spielen, reißen sie ihre Hörer mit. Am 24. September 2020 treten sie den Beweis im Hof des Museums Tucherschloss an. Ihr Konzert ist das erste nach dem Corona-Lockdown und ein Lebenszeichen, das die gewachsene Kooperation des Deutsch-Amerikanischen Instituts (DAI) und des Museums Tucherschloss und Hirsvogelsaal festigt.

Angefangen hat alles mit einer Reise in die Südstaaten, die Franz Sonnenberger, der ehemalige Direktor der Museen der Stadt Nürnberg, antrat. Er holte sich dafür Reisetipps im DAI und lernte dabei Direktor Prof. Dr. Andreas Falke kennen. Seither hat das DAI seine 4th of July-Party am Nationalfeiertag der USA im Tucherschloss gefeiert. „Ein superschönes Fest, alles ist mit Stars und Stripes beflaggt und die Gäste flanieren im Garten“, schwärmt Ulrike Berninger, die Leiterin des Museums Tucherschloss und Hirsvogelsaal.

Von Folk über Musicals bis zu Weihnachtsballaden

2013 wurde die Kooperation ausgebaut. Seither finden jährlich drei bis vier Konzerte der Reihe „American Recital Series“ im Hirsvogelsaal statt. Die Programme gestalten Solisten und Kleingruppen, die „nicht zwingend aus den USA stammen, aber es gelegentlich tun – ein Bonus. Aber sie spielen immer amerikanische Musik“, sagt Laura Bakotic, die seit März neue Programm-Managerin des DAI ist. Die Palette ist bunt: Traditionelle Weihnachtsmusik, Gospel, Folk, Volkslieder und Balladen waren in den 26 vergangenen Veranstaltungen zu hören, aber auch Musical-Songs und natürlich Jazz.

Am 12. März 2020 präsentierten Julie and the Banned das letzte Konzert der Reihe vor dem Lockdown. Bildnachweis: Deutsch-Amerikanisches Institut (DAI)

„Wenn die Alligators of Swing spielen, womöglich mit einem schönen Sonnenuntergang im Hof des Tucherschlosses – das stelle ich mir sehr schön vor“, sagt Laura Bakotic. Dabei ist das Open-Air sozusagen eine Notlösung. Die derzeit gültigen Corona-Auflagen machen einen Auftritt im Hirsvogelsaal unmöglich – statt sonst 85 Plätzen können nun maximal 20 angeboten werden. Im Schlosshof und von den „Logenplätzen“ im erhöhten Garten herab dürfen immerhin rund 50 Zuhörer und Zuhörerinnen (statt normalerweise 200) ihrer Lust am Swing frönen.

Lebenszeichen dank der Corona-Lockerungen

„Wichtig ist, ein Zeichen zu setzen und zu zeigen: Wir sind wieder da!“, betont Ulrike Berninger. Laura Bakotic stimmt ihr bei: „Ich bin froh, dass wir im Herbst wieder starten!“ Anfang März hatte sie ihre neue Stelle in Nürnberg angetreten, Ende März kam der Lockdown. „Wir haben sofort alle Veranstaltungen abgesagt.“ Eine schwierige Aufgabe für die 26-Jährige, die gerade aus München übersiedelt war. Dort hatte sie nach ihrem Studium der Amerikanistik – mit den Schwerpunkten Kultur, Literatur und Journalismus – im Generalkonsulat in der Abteilung für öffentliche Angelegenheiten gearbeitet.

Laura Bakotic, Programm-Managerin des DAI. Bildnachweis: Deutsch-Amerikanisches Institut (DAI)

Gerade eruiert das Team des DAI, welche Veranstaltungen stattfinden können. Die Sprachkurse sind zurück im Amerikahaus, aber der Platz ist – unter Corona-Auflagen – sehr begrenzt. Neue Formate wie die Online-Conversation-Kurse sollen abhelfen, für den jährlichen Book Sale hat sich Bakotic etwas einfallen lassen und Theateraufführungen werden möglicherweise auf YouTube angeboten. Die Organisation der Sprachkurse, Literatur-, Musik- und überhaupt der Kulturveranstaltungen sind ihr Metier. „Mir gefällt die Möglichkeit, dass ich mich kreativ ausleben und eigene Schwerpunkte setzen kann“, erklärt Bakotic. Natürlich hängt Corona wie ein Damoklesschwert über all ihren Plänen: „Wir denken von Monat zu Monat.“

Swing im Renaissance-Schloss – passt das?

Den hoffnungsvollen Auftakt machen die „Alligators of Swing“. Das Trio mit Stefan Scholz, Christian Jung und Dieter Schreiber spielt den Swing „eingängig und beseelt, mit jazziger Leichtigkeit und der Tiefe des Blues“ – inspiriert von Nat King Cole und Ray Charles. Aber passt das denn in die Kulisse des Renaissance-Schlosses? Wie überhaupt die ganze Amerika-Connection? „Das finde ich gerade spannend!“, entgegnet Ulrike Berninger. Zum einen versteht sich das 1998 eröffnete Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal als offenes, internationales Haus, zum anderen spiegelt die Geschichte der Patrizierfamilie eine starke Verbindung mit Amerika. Die Tucher selbst handelten vom Mittelalter bis ins 17. Jahrhundert mit ganz Europa, andere Kaufmannsfamilien aus Nürnberg – nach der Entdeckung Amerikas 1492 – bald auch mit der Neuen Welt jenseits des Atlantiks.

Die Alligators of Swing werden im Hof des Tucherschlosses spielen. Bildnachweis: Alligators of Swing

In der Gegenwart pflegte Dr. Hans Christoph Freiherr Tucher von Simmelsdorf (1904-1968), der den Wiederaufbau des Tucherschlosses initiiert und vorangetrieben hatte, als Bankier und in familiärer Tradition nicht nur rege wirtschaftliche Kontakte in die USA, er heiratete auch eine Amerikanerin. Beide Söhne studierten in den Vereinigten Staaten und haben wiederum Amerikanerinnen geheiratet.

Europäische Einflüsse und amerikanische Tradition

Eine gelungene Symbiose also, so wie die Konzerte der American Recital Series. „Für mich ist spannend zu erfahren: Wo höre ich europäische Einflüsse, was ist eigenständig?“, sagt Ulrike Berninger. Jenseits vom Musikgenuss und der spürbaren Begeisterung der Musiker und Besucher für die amerikanischen Traditionen. Es versteht sich von selbst, dass englisch gesungen und gesprochen wird.

Wer in Sachen Sprachkenntnis noch Nachholbedarf oder ganz einfach Spaß am Sprechen hat, ist im Amerikahaus an der richtigen Adresse. Im Key Club diskutieren junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren, Schülerinnen und Schüler liefern sich in der Battle of the Books unterhaltsame Schlachten auf Englisch. Die Book Discussion Group lädt erwachsene Leseratten ein und wer will, kann sich im DAI auf die TOEFL-Sprachtests vorbereiten oder sich vor einer Reise oder einem Studienaufenthalt in den USA fachkundig beraten lassen.

Informationen zum Konzert „American Recital Series No. 27: On to new Beginnings“
Informationen zum Deutsch-Amerikanischen Institut

Schreibe einen Kommentar
Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind mit einem * markiert.

*

*