Sechs Apfelbäume stehen im Garten des Tucherschlosses. Sie hängen heuer so voll, dass sich die Äste biegen. Was wird aus den Früchten?
Katja Hafenrichter kann das Wachsen und Werden der Äpfel von ihrem Schreibtisch aus beobachten. Jetzt freut sich die Sekretärin in der Direktion der städtischen Museen schon: Was die Haustechniker pflücken, wird sie zu leckerem Apfelgelee verarbeiten und vielleicht auch einen Apfelkuchen backen. Dafür wird sie im Museum gerühmt, denn natürlich bekommen auch die Kolleginnen und Kollegen ihren gerechten Teil.
Obst wie in der Renaissance
Die Apfelbäume wurden bei der Neuanlage des Gartens zwischen dem Museum Tucherschloss und den Hirsvogelsaal gepflanzt. Eine Reminiszenz an die Renaissance: Auf alten Stadtplänen sind Bäume im Garten eingezeichnet. Man dürfe annehmen, sagt Museumsleiterin Ulrike Berninger, dass es sich um Obstbäume handelte – wahrscheinlich Apfel, Birne und Zwetschge. Heimische Sorten eben, denn die Apfelsinen gelangten erst im Barock nach Nürnberg.
Der Garten, den die Familie Tucher zur Entstehungszeit des Schlosses zwischen 1533 und 1544 anlegte, wird sowohl Nutz- wie Ziergarten gewesen sein. Und der Apfel unverzichtbar als vitaminreicher Gaumenkitzel ebenso wie als biblische Anspielung: Im Hof des Tucherschlosses zeigt ein Originalrelief, das ursprünglich das Chörlein zierte, eine wohlgeformte Eva, die Adam die Frucht vom Baum der Erkenntnis reicht – vermutlich einen Apfel.
Minze ist der geschmackliche Kick
„Egal wer es ist, alle nehmen das Gelee gern“, sagt Katja Hafenrichter. Dass sie die leeren Gläschen zuverlässig zurück erhält, ist das beste Zeichen und eine unausgesprochene Bitte um Nachschub. Erst 2004 ist die Sekretärin zur Marmelade-Köchin geworden. Damals war sie neu im Schloss, blickte auf die Tucherschen Äpfel und dachte, „das könnte man doch mal machen“. Inzwischen rührt sie leidenschaftlich Marmeladen und Gelees: Erdbeer mit Minze, Kirsche mit Vanillenote oder Apfelgelee mit einem Schuss Bananensaft. „Das gibt geschmacklich einen Kick!“
Die Mitarbeiter des Museums und der Verwaltung sind nicht die einzigen, die sich an den Äpfeln freuen dürfen. Besucher können Früchte, die ins weiche Gras gefallen sind, gern mitnehmen und sogar Äpfel, die sie auf Armeslänge erreichen, pflücken. Nur an den Zweigen zerren oder gar in die Bäume steigen, das geht gar nicht.
Geschenk mit Augenzwinkern
Für Katja Hafenrichter ist schon die Leiter („da steige ich nicht hoch“) undenkbar. Genauso wie die Vorstellung, einfach Apfelsaft aus der Flasche für ihr Gelee zu verwenden. „Das ist ja langweilig“, sagt sie mit herzlicher Verachtung. Niemals. Sie wäscht die Äpfel sorgfältig, viertelt sie und schneidet die Gehäuse heraus, bevor die Früchte in die Presse kommen. Den frischen Saft kocht sie mit Gelierzucker auf, füllt ihn in kleine Gläser („für die Abwechslung“) und versieht die mit eigens gedruckten Etiketten. „Eine Heidenarbeit“, sagt Katja Hafenrichter und strahlt.
Denn inzwischen beschenkt sie Familie und Freunde mit den selbstgemachten Köstlichkeiten und überreicht sie mit einem Augenzwinkern: „Bitteschön, Schlossapfel-Gelee“. Eine echte Versuchung.