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29 / 10 / 2015

Katharina mit Haut und Haar

5 Fragen an Inge Bickel

Einmal in die Haut eines anderen schlüpfen! Inge Bickel tut dies regelmäßig: Seit 2003 verkörpert sie Katharina Tucher und führt in der Rolle der Hausherrin durchs Tucherschloss, das 1533 bis 1544 errichtet wurde und heute als Museum die Welt der Nürnberger Handelsfamilien im 16. Jahrhundert lebendig werden lässt.

Frau Bickel, wie haben Sie sich auf Katharina Tucher vorbereitet?
Im Gegensatz zu Agnes Dürer, die ich auch spiele, musste ich mir bei Katharina Tucher meinen Text selbst erarbeiten. Ich habe viel über die Geschichte der Tucher gelesen und saß sehr häufig im Archiv. Über Katharina Tucher, geborene Straub, gibt es leider nicht sehr viel: Sie stammt aus einer der reichsten Familien Nürnbergs, sie war gebildet und beherrschte die doppelte Buchführung, die die Tucher aus Venedig mitgebracht hatten. Ihren Mann, Lorenz II Tucher, hat sie zum reichsten Mann seines Geschlechtes gemacht und die Geschäfte geführt, wenn er auf Reisen war.

Sie schlüpfen nicht nur in die Rolle, sondern auch in zeitgemäße Kleider. Ist das überhaupt bequem?
Für mich ist es nicht unbequem und Mieder hat es im 16. Jahrhundert noch nicht gegeben! Wichtig war viel Stoff – mein Kleid hat Riesenärmel –, der Pelz und die Farbe Rot. Sie demonstrierten, dass man sich das leisten konnte. Ich lege auch eine Perlenkette um, obwohl das damals nicht mehr so erlaubt war. Die Patrizier von Nürnberg hatten ja strenge Gesetze erlassen, wer sich wie kleiden durfte, um die Stände zu unterscheiden und das gegenseitige Übertrumpfen zu stoppen. Aber als Katharina bin ich eine stolze, selbstbewusste Frau und lasse mir nicht alles vorschreiben!

Inge Bickel führt als Hausherrin Katharina Tucher durchs Tucherschloss. Foto: Tim Boehmerle

Inge Bickel führt als Hausherrin Katharina Tucher durchs Tucherschloss. Foto: Tim Boehmerle

Was interessiert die Besucher denn am meisten?
Nach der Führung fragen die Besucher ganz häufig: Sind Sie ein Mitglied der Familie Tucher? Ich antworte dann: „Ja, ich bin die Katharina Tucher.“ Danach sage ich aber schon, dass ich Schauspielerin bin. Es macht mir sehr viel Freude, dass ich das Thema so gut rüberbringen kann. Obwohl ich „nur“ eine Wiedergeburt der historischen Katharina bin und mit heutigem Wissen berichte. Sonst wäre manches nicht so gut zu erzählen: Wie es mit der Familie Tucher weiterging, oder wie die Patrizier im 17. und 18. Jahrhundert lebten und wie sie das Barockzimmer eingerichtet haben.

Wenn Sie wählen könnten: Würden Sie mit Katharina Tucher tauschen wollen?
Das wäre mal spannend, das richtig zu erleben! Aber ich glaube, die heutige Zeit ist angenehmer für Frauen. Sie können sich ihren Beruf und ihren Mann selbst aussuchen – und werden nicht wie Sabine Welser, deren Mann Lienhard Hirschvogel den Hirsvogelsaal erbaut hat, wieder zurück ins Elternhaus geschickt, wenn der Schwiegervater die Mitgift nicht zahlt.

Informationen zu den Kostümführungen mit Katharina Tucher

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