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22 / 11 / 2016

Krone – Macht – Geschichte

Wie die Kaiserkrone zur Ausstellung kam

Die Reichskleinodien, Krönungsschatz des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, sind in Wien. Immerhin haben wir in Nürnberg aber originalgetreue Nachbildungen dieser bedeutendsten Symbole königlicher Macht. Vor rund 30 Jahren gaben die Altstadtfreunde mit großer finanzieller Unterstützung der Sparkasse Nürnberg die Herstellung wertiger Kopien von Krone, Szepter und Reichsapfel in Auftrag. Denn auch nach dem Untergang der Reichsstadtherrlichkeit sollten die Gäste und Bürger der Stadt an Nürnbergs vornehmste Rolle als Hüterin der Reichsinsignien und „heimliche“ Hauptstadt des Reiches erinnert werden. Auch wollte man es den anderen „Kaiserstädten“ gleich tun, denn die einstige Krönungsstadt Aachen und auch Frankfurt, historischer Ort der Königswahl, hatten sich im Laufe Zeit ihre eigenen Kopien zugelegt.

Die Kopie der Krone wird in der Vitrine positioniert.

Die Kopie der Krone wird in der Vitrine positioniert.

Hochwertige Goldschmiedearbeit

Etwa 3200 Arbeitsstunden hatte Goldschmiedemeisterin Gerda Glanzner aus dem unterfränkischen Wiesentheit 1985/86 in die hochwertige, rund 3390 Gramm schwere Reichskrone mit rund 91 größeren Edelsteinen investiert. Ausgestellt wurden die prächtigen Kopien zunächst allerdings etwas unwürdig, in einem Winkel der Ehrenhalle des Nürnberger Rathauses. Vor drei Jahren durften sie dann übergangsweise für eine Sonderausstellung auf die Kaiserburg umziehen.

Endlich aber werden jetzt diese Nürnberger Reichskleinodien im Stadtmuseum im Fembo-Haus einen repräsentativen Rahmen inmitten der Stadtgeschichte erhalten. Im einstigen Noricama-Filmsaal entsteht unter dem Titel „Krone – Macht – Geschichte“ derzeit eine völlig neue Dauerausstellung rund um den Krönungsschatz, allerdings überraschend anders, zeitgemäß und vor allem ohne die Aura der Originale in der Wiener Hofburg imitieren zu wollen.

Noch ist es eine Baustelle mit "kreativem Chaos".

Noch ist es eine Baustelle mit „kreativem Chaos“.

Krone kam 1424 als Fischtransport

Nürnberg existierte wohl bereits seit 500 Jahren, als Kaiser Sigismund 1424 die Insignien seiner Herrschaft nach Nürnberg bringen ließ. Getarnt war die kostbare Fracht tatsächlich als Fischtransport, weshalb wir uns für unsere Reichskleinodien eine etwas ungewöhnliche Inszenierung ausgedacht haben.

Künstliche Heringe erinnern an den einstmaligen "Fischtransport" der Reichskleinodien.

Künstliche Heringe erinnern an den einstmaligen „Fischtransport“ der Reichskleinodien.

300 Jahre „ewige Aufbewahrung“

Auf ewige Zeit sollte der Krönungsschatz in der reichen und sicheren Reichsstadt an der Pegnitz verwahrt werden. Aber diese Ewigkeit dauerte gerade einmal 300 Jahre, denn 1796 musste er vor den anrückenden französischen Truppen in Sicherheit gebracht werden – zunächst nach Regensburg, gelandet sind sie dann aber schließlich in Wien.

Die Krone und die romantische Entdeckung

Um an die früher so herausragende politische Stellung Nürnbergs im Reich zu erinnern, gab der Stadtrat der inzwischen zur bayerischen Provinzstadt degradierten Noris im Jahre 1883 bei Paul Ritter d. Ä. ein Gemälde in Auftrag. Es sollte den denkwürdigen Moment der Einbringung der Reichskleinodien gebührend in Szene setzen.

Ursprünglich prangte das Monumentalgemälde im Historischen Rathaus, bevor es dann die letzten beiden Jahre in einem Depot der städtischen Kunstsammlungen ein Schattendasein fristen musste. Endlich kann „der Ritter“ nun in unserem neuen Ausstellungssaal in vollem Glanz erstrahlen und den Besucherinnen und Besuchern einen Eindruck der romantischen Verklärung Nürnbergs im 19. Jahrhundert vor Augen führen.

Paul Ritters Gemälde "Die Einbringung der Reichskleinodien" nimmt in der neuen Ausstellung einen zentralen Platz ein.

Paul Ritters Gemälde „Die Einbringung der Reichskleinodien“ nimmt in der neuen Ausstellung einen zentralen Platz ein.

Von Wien nach Nürnberg im Nationalsozialismus

Diese romantische Verklärung nutzten dann auch die Nazis, und so ließ Hitler die Reichskleinodien 1938 aus Wien zurück nach Nürnberg bringen, um der ehemaligen Stadt der Reichstage nun als Stadt der Reichsparteitage eine glanzvolle Kulisse zu bereiten. Nicht zuletzt wegen derartiger Inszenierungen wurde die Stadt von den Alliierten in Schutt und Asche gelegt. Auch von diesem düsteren Kapitel der Nürnberger Geschichte ebenso wie vom Wiederaufbau nach dem Krieg wird in der Ausstellung erzählt.

An der gegenüberliegenden Wand erinnert ein Foto der zerstörten Nürnberger Altstadt an die Folgen des Zweiten Weltkriegs.

An der gegenüberliegenden Wand erinnert ein Foto der zerstörten Nürnberger Altstadt an die Folgen des Zweiten Weltkriegs.

Nürnbergs Geschichte in 30 Minuten und 9 Sprachen

Noch haben die Ausstellungsmacher alle Hände voll zu tun, um die hoffentlich letzte Bleibe der Nürnberger Kronschatz-Kopien rechtzeitig fertigzustellen. Noch gleicht die Baustelle einem Schlachtfeld, aber wir beginnen schon jetzt, eine Ahnung von der Strahlkraft der künftigen Inszenierung der Reichskleinodien zu bekommen. Alle Beteiligten leisten hier wirklich Großartiges.

Zentraler Bestandteil der Vermittlung ist ein neuartiger Medienguide, auf dem 1.000 Jahre Stadtgeschichte von verschiedenen Sprechern erzählt werden. 30 Minuten reichen dem eiligen Gast, der hier aus einer von neun Sprachen auswählen und bei Bedarf in Vertiefungsebenen weitere Geschichten erfahren kann. Ein glänzendes Angebot für Besucher aus aller Welt, aber auch für Nürnberger, die sich auf unterhaltsame und kurzweilige Art und Weise ein Bild von der Geschichte ihrer Stadt machen wollen.

Wir sind gespannt, wie die hoffentlich zahlreichen Besucherinnen und Besucher auf die neue Schau mit dem Titel „Krone – Macht – Geschichte“ reagieren werden, wenn am 25. November die Hüllen fallen. Wir jedenfalls freuen uns riesig.

Informationen zur neuen Dauerausstellung im Fembo-Haus

Dies ist der 1. Teil unserer Blogserie zur neuen Ausstellungseinheit „Krone – Macht – Geschichte“ im Fembo-Haus
Teil 2: Kraftakt für die Kunst
Teil 3: Der Ausstellungs-Designer

3 Kommentare zu “Krone – Macht – Geschichte

  • Marianne Lancaster
    22 / 11 / 2016 | 18:15

    Faszinierend! Glückwunsch zu dieser Ausstellung für Touristen und Nürnberger aus der Partnerstadt! Ich werde mir das sobald wie möglich ansehen.

  • Katrin Pohlmann
    23 / 11 / 2016 | 10:04

    Wow, das klingt nach einer mehr als gelungenen Dauerausstellung im
    Fembohaus.
    Ein Lob den Machern der Museen der Stadt Nürnberg.
    Bei meinem nächsten Besuch in Frankens Metropole gehe ich bestimmt hin!

  • Noé Isolde und Jean-Michel
    23 / 11 / 2016 | 19:15

    Nürnberg ist immer eine Reise wert !
    Die neue Ausstellung ist sicherlich ein interessanter und sehenswerter Anlaufpunkt für die nächsten Wochen.
    Wir wünschen viel Erfolg.
    Isolde und Jean-Michel Noé

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