„Was machte der Rat eigentlich?“ und „Ach, saß da wirklich der Kaiser drauf?“ – Fragen wie diese kommen von den Besucherinnen und Besuchern, die der Geschichte Nürnbergs im Stadtmuseum im Fembo-Haus nachspüren. Es sind viele Jahre Erfahrung mit Tausenden von Besuchern, die Gesa Büchert nicht nur für die Vermittlungsangebote, sondern auch bei der Gestaltung von Ausstellungen zur gefragten Expertin machen. Daher wurde die stellvertretende Leiterin des Kunst- und Kulturpädagogischen Zentrums der Museen in Nürnberg (KPZ) und Leiterin der Abteilung Schulen und Jugendliche gebeten, an der Neukonzeption der beiden obersten Geschosse des zum städtischen Museumsverbund gehörenden Stadtmuseums mitzuarbeiten. Unterstützt wird sie dabei von ihrer Kollegin Regina Rüdebusch. Sie ist beim KPZ zuständig für Erwachsenenführungen und Kindergeburtstage im Germanischen Nationalmuseum (GNM) sowie für das Stadtmuseum im Fembo-Haus und intensiv mit dem Thema Inklusion befasst.
Die beiden promovierten Historikerinnen ergänzen mit ihrem pädagogischen Know-how das Team um Abteilungsleiterin Evelyn Reitz und sind bei allen Themen involviert, die von den Ausstellungsgestaltern der tecton GmbH aus Berlin bis 2024 umgesetzt werden sollen. Zeitgemäßer soll das Museum werden, mit Multimedia-Stationen, Virtual Reality und Hands-on-Elementen zum interaktiven Besuch anregen und es ermöglichen, dass Einheimische wie Touristen aller Altersstufen das Haus in der Burgstraße 15 zufrieden und um neue Erkenntnisse reicher verlassen. „Immer den Besucherblick einnehmen“, lautet die Devise von Büchert und Rüdebusch, die zugleich ihr Arbeitsauftrag ist.
„Was wollen wir vermitteln, was wollen wir den Gästen zum Entdecken geben, wie können sie sich selbstständig zurechtfinden?“, nennt Gesa Büchert erste inhaltliche Fragen zur Besucherorientierung, die sich den beiden KPZ-Fachfrauen stellten. Beide kennen die Objekte, die bei den Gästen besonders gut ankommen und immer wieder ähnliche Fragen aufwerfen. So wird in der überarbeiteten Dauerausstellung die heutige Referentenriege der Stadtregierung mit den obersten Ratsherren früherer Jahrhunderte vergleichbar sein und sich die „Echtheit“ des Kaiserthrons von den Betrachtern verifizieren lassen.
Auch nach der Umgestaltung werden im dritten Obergeschoss die Stadtthemen Handwerk, Handel, Rat und Kaiserstadt behandelt, aber für den Einstieg haben sich Gesa Büchert und Regina Rüdebusch etwas Neues einfallen lassen. „Nürnberg besitzt einzigartige Darstellungen von Handwerkern bei ihrer Tätigkeit, vom 14. bis ins 18. Jahrhundert. Wir haben acht Handwerker ausgesucht, zu denen die von ihnen gefertigten Produkte gesucht werden können. Bei erfolgreicher Zusammenführung leuchten auf dem Stadtplan Punkte auf, die die Standorte der Handwerker markieren. Dazu werden erklärende Texte zu hören sein“, beschreibt Gesa Büchert die geplante Eingangsstation.
„Wie können wir Stadtgeschichte für Familien lockerer machen?“, fragte sich Regina Rüdebusch, die dazu einen „Kinder-Trail“ erarbeitet. An den verschiedenen Stationen soll es Postkarten geben, auf denen die begleitende Gottheit „Merkur“ Aufgaben stellt. „Das kann etwa an dem Gemälde vom Hauptmarkt die Frage sein, welches Gemüse dort verkauft wurde“, erklärt Rüdebusch. „Jedes Kind kann sich aussuchen, was es interessiert, und die Karten anschließend mit nach Hause nehmen.“
Medien wie iPads sollen zum Einsatz kommen, um etwa Schulklassen der 6. und 7. Jahrgangsstufe anzusprechen. „Auf den Lehrplan zugeschnitten, planen wir interaktive Angebote, etwa zu den Kennzeichen einer mittelalterlichen Stadt, die sich am Beispiel Nürnbergs gut kennenlernen lassen“, sagt Gesa Büchert. Die Betreuung von Schülerinnen und Schülern zählt für das KPZ zu den anspruchsvollen Kernkompetenzen. „Wir möchten aus den nicht-freiwilligen Besuchern freiwillige machen“, so Gesa Büchert schmunzelnd. Das gelinge gut mit „Schatzsuchen“, bei denen Kleingruppen im gegenseitigen Wettbewerb Aufgaben lösen.
Gestalterisch sind andere Herausforderungen zu meistern. „Wie kann man ein Objekt so präsentieren, dass es von allen Seiten gut zu sehen ist – auch von Gruppen?“ Bis zu 25 Personen können die vom KPZ angebotenen Führungen umfassen, „da muss man schauen, dass alle Platz haben, etwa im vierten Obergeschoss rund um das Stadtmodell“, erklärt Gesa Büchert. Hörstationen müssen sich vom individuellen Kopfhörer auf Lautsprecher umschalten lassen, Beschriftungen so angebracht sein, dass sie gut lesbar sind – und verständlich formuliert.
„Ich knie mich schon mal hin und schaue, ob ich in eine Vitrine gut reingucken kann“, beschreibt Regina Rüdebusch ihr Austesten des inklusiven Faktors. So könne ein Exponat für Erwachsene gut zu betrachten sein, das Glas davor spiegele aber in der Kindersicht. Überhaupt Spiegel: „Der verspiegelte Sockel einer Vitrine sieht toll aus, aber für einen seheingeschränkten Menschen geht da der Boden weiter“, nennt Rüdebusch eine „Stolperfalle“, die es zu vermeiden gilt. Dabei seien Kompromisse nötig. „Eine unterfahrbare Vitrine ist wunderbar für Menschen, die im Rollstuhl sitzen – aber für jemanden mit Blindenstock gefährlich.“
Das ein oder andere Mal muss mit den Ausstellungsgestaltern gerungen werden. „Es soll eben schön aussehen“, meint Regina Rüdebusch, die auch beim Farbkonzept mitredet. Vorgesehen sind verschiedene Blautöne, die die Themen voneinander abgrenzen – „aber bitte kontrastreich“. Bei der Wiedereröffnung der beiden überarbeiteten Geschosse des Stadtmuseums im kommenden Jahr ist jedenfalls sicher: „Ins Blaue hinein“ wurde da nichts gestaltet.
Weitere Informationen zur Neugestaltung des Fembo-Hauses
Weitere Informationen zum Kunst- und kulturpädagogischen Zentrum der Museen in Nürnberg (KPZ)
Mehr über den Kaiserthron steht auch in einem unserer Blogbeiträge
Der Kaiserthron aus dem Großen Ratssaal
Und das Gemälde von Lorenz Strauch mit allen Details ansehen kann man auf
Google Arts & Culture