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12 / 5 / 2021

Stempel statt Ständchen

Zum 550. Dürer-Geburtstag legen sich Post und Philatelisten ins Zeug

Dürer hat Geburtstag. Dass der größte deutsche Maler vor 550 Jahren geboren wurde, soll gefeiert werden: Gleich zwei Sonderstempel werden im Mai aufgelegt und erfreuen nicht nur Briefmarkensammler.

Natürlich: Eine Briefmarke wäre die Krönung im Dürerjahr 550 gewesen. Doch das ist nicht so einfach, denn das Bundesfinanzministerium, das für die Herausgabe der Postwertzeichen zuständig ist, legt nur 52 Motive pro Jahr auf. Sie werden von einer speziellen Kommission mit zwei Jahren Vorlauf in einem mehrstufigen Verfahren aus 700 bis 1000 Vorschlägen gewählt. Die Vorgaben sind streng: Dargestellt werden dürfen keine lebenden Personen – außer vielleicht dem Papst – und es soll ein bundesweites Interesse bestehen.

Beides wäre bei Dürer ja gegeben. 2006 erschien die letzte Briefmarke mit seinem Konterfei. Sie zeigt einen Ausschnitt des bekannten „Dürer im Pelzrock“-Portraits, hatte den Wert von 1,45 Euro. Ein neuerlicher Vorschlag kam bei der Kommission nicht durch. Aber 550 Jahre sollen nicht unbemerkt verstreichen. „Machen wir da was? Irgendwas muss da passieren“, sagt Karl-Heinz Reiter, Schatzmeister der Arbeitsgemeinschaft der Dürer- und Luther-Philatelisten e.V.

Die Briefmarkenfreunde – aktuell gehören dem 1975 gegründeten Verein 56 Mitglieder an – entschieden sich für einen Sonderstempel, der wesentlich unkomplizierter und schneller umgesetzt werden kann als ein offizielles Postwertzeichen. Weil die Deutsche Post die gleiche Idee hatte, gibt es nun zwei Sonderstempel und zwei Motive: Der stilisierte „Dürer im Pelzrock“ von der Post und der junge Dürer, nach dem frühesten bekannten Selbstporträt Dürers gestaltet, von den Dürer-Philatelisten.

Sonderstempel der Deutschen Post zum 550. Geburtstag von Albrecht Dürer. Bildnachweis: Deutsche Post

Mobiles Postamt in Nürnberg

Auf den Tag, den 21. Mai, rückt das Team „Erlebnis: Briefmarken“ der Deutschen Post in Nürnberg an und baut sein mobiles Postamt auf. Nachdem nun die Gewissheit besteht, dass das Albrecht-Dürer-Haus aufgrund der Corona-Maßnahmen leider nicht öffnen kann, hat die Post kurzerhand umdisponiert: Statt, wie ursprünglich geplant, im Museum wartet das Team nun in der Nürnberger Postbank-Filiale in der Kesslerstraße 1 auf. Dort – und nur an diesem Tag – können sich Sammler und andere Interessierte den Stempel vor Ort holen. „Wir wissen, dass sich Menschen aus ganz Bayern auf den Weg machen“, sagt Dieter Stephan vom Team „Erlebnis: Briefmarken“. Eine Ehrensache für Sammler, die mit einer echten Wertsteigerung der Marken verbunden sein kann.

Dürer, das ist Dieter Stephan, der persönlich auch sammelt, bewusst, hat Welt-Bedeutung. Nicht nur für die Kunstwelt, sondern für die Kulturgeschichte Europas – und schöne Motive gibt es außerdem. Rund 1080 Briefmarken und 260 Blocks, die verschiedene Marken in ein großes Motiv einpassen, sowie 480 Stempel sind bisher erschienen. Weltweit. „126 Postverwaltungen haben schon Dürer aufgelegt“, bilanziert Karl-Heinz Reiter. Als Kenner der Dürer-Marken hat er einen Motiv-Katalog mit 1500 Seiten zusammengetragen, darunter „Betende Hände“ aus Canada und der „Feldhase“ aus der Albertina in Wien, eine Kreuzigungsszene von der Karibik-Insel Antigua oder ein Ausschnitt der „Vier Apostel“ aus dem arabischen Emirat Ajman.

Sonderstempel der Dürer- und Luther-Philatelisten. Bildnachweis: Dürer- und Luther-Philatelisten e.V.

Geschichte, Geografie und Kultur – alles auf einer Marke

An Motiven mangelt es nicht. Aber was motiviert einen Briefmarkensammler wie Karl-Heinz Reiter? „Neugier!“, sagt er. Schon als Kind reizten ihn die Fragen, die das bedruckte Stückchen Papier aufwarf: Wer ist das? Zu welcher Zeit hat er oder sie gelebt? Wo liegt das? Gerade bei Dürer seien die Themen vielschichtig, sie öffnen Fenster in die Geistesgeschichte des Humanismus, das Europa der Renaissance und die große Zeit Nürnbergs.

Aus Karl-Heinz Reiter sprudelt es förmlich heraus: Die Verbindungen, die Dürer hatte: zu Michael Wolgemut, seinem Lehrer, zu Anton Koberger, einem der bedeutendsten Verleger seiner Zeit, zu dem Humanisten Willibald Pirckheimer und über ihn zu Kaiser Maximilian I., schließlich Philipp Melanchthon, der die Reformation vorantrieb. Dürers Reisen, seine Motive und vieles andere. Kurz: Über Dürer erschließt sich einem Philatelisten die Welt. Überraschungen inbegriffen. „Selbst wir finden immer wieder neue Marken“, sagt Karl-Heinz Reiter. Kürzlich stieß er auf eine italienische Marke, die die Burg Munot bei Schaffhausen darstellt. Wieder ein Anknüpfungspunkt, denn die Anlage wurde nach der Befestigungslehre Dürers gebaut.

Hoffnung für das aussterbende Hobby

Wenn der Dürer-Experte erzählt, bedauert man, dass sich immer weniger junge und jüngere Menschen für die Briefmarken interessieren. Nur sieben Prozent der Dürer- und Luther-Philatelisten sind unter 60 Jahre. Anderswo fusionieren die Vereine oder lösen sich gleich ganz auf. „Die Freizeitmöglichkeiten waren andere, man ist selten gereist und hatte wenig Geld – und es gab kein Internet“, erinnert sich Karl-Heinz Reiter an den Beginn seiner Sammelleidenschaft.

Stirbt nicht sogar das Briefeschreiben und -senden aus? Die Deutsche Post beförderte beispielsweise vor fünf Jahren noch über 18 Millionen Briefe, 2020 waren es knapp über 14 Millionen. Rückläufig seien aber nicht die privaten Briefe, erklärt Dieter Stephan, sondern der klassische Geschäftsbrief, die Behördenpost und die Telefonrechnung, die heutzutage per E-Mail kommen.

Im Gegenteil: In Corona-Zeiten ist die Zahl der Postkarten sogar um 15 Prozent gestiegen, man halte Kontakt per Brief und Briefmarken-Motive wie „Biene Maja“ oder die „Sendung mit der Maus“ sind trotz hoher Auflage im Nu ausverkauft. Sogar für die Briefmarkensammler sieht der Briefmarken-Spezialist der Deutschen Post Licht am Horizont: In Europa gibt es mittlerweile zwei Millionen „Post-Crosser“, die Gleichgesinnten in anderen Ländern Postkarten mit schönen Marken schicken.

Beide Motive am 21. Mai nun in der Postbank-Filiale am Kesslerplatz

Mit den Sonderstempeln von Dürer wird dies nochmal so schön. „Die Werbung läuft seit Wochen“, sagt Dieter Stephan und freut sich auf den 21. Mai in Nürnberg.

Das „Team Erlebnis Briefmarke“ der Deutschen Post wäre an diesem Tag eigentlich mit einem Stand im Albrecht-Dürer-Haus präsent gewesen, an dem beide Stempel erhältlich sind. Doch leider haben die Museen aufgrund der Corona-Maßnahmen am 21. Mai geschlossen. Doch die Post ist flexibel: Damit der Geburtstag damit aber nicht ganz ins Wasser fällt, wird das Team nun mit seinem Poststand am 21.5.21 in der Postbank-Filiale Nürnberg 100, Kesslerstr.1, 90489 Nürnberg (9 bis 18 Uhr) für alle Interessenten vor Ort sein und bietet dort die beiden Stempel und Dürer-Briefmarken an.

Wer keine Gelegenheit hat, sich die Sonderstempel in Nürnberg zu holen, kann einen Brief mit frankiertem Rückumschlag oder einer frankierten Postkarte an die Stempelstelle in Weiden senden – und sich auf die Jubiläumspost mit Dürer freuen.

Das Programm des Albrecht-Dürer-Hauses anläßlich des 550. Geburtstags von Albrecht Dürer finden Sie unter
Happy Birthday Albrecht!


Die Anschrift der Deutschen Post für schriftliche Stempelaufträge lautet:
Deutsche Post AG
Niederlassung Multikanalvertrieb
Sonderstempelstelle
Brief: 92627 Weiden
Fracht: Franz-Zebisch-Str. 15
92637 Weiden

3 Kommentare zu “Stempel statt Ständchen

  • Hans-Werner Hipp
    14 / 5 / 2021 | 0:50

    toller artikel. gute werbung für unser schönes hobby
    sehr gut herr reiter

  • Klaus Wohlmann
    26 / 5 / 2021 | 22:27

    Schade dass es keine Briefmarke gibt zu diesem Jubiläum , besser wäre noch eine 20€ Münze in Silber…..
    Diese hätte der geniale Zeichner mehr als verdient. Und ich weiß vovon ich spreche da ich noch Freihandzeichnen im Studium hatte.

  • Eberhard Schmidt
    12 / 12 / 2021 | 17:55

    Die Ausgabenpolitik der Deutschen Post ist äußerst fragwürdig. Nicht nur beim Dürer-Jubiläum sondern auch zu 500 Jahre Reichstag in Worms gab es keine Briefmarke. Für das große Jubiläum 2017, 500 Jahre Reformation, hatte man nur eine mickrige, unschön gestaltete Einzelmarke übrig. Da kann man sich als Philatelist nicht begeistern.

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