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3 / 12 / 2018

Klein ganz groß

Der Nürnberger Maler und Kupferstecher Johann Adam Klein

Im 18. und 19. Jahrhundert ist das Caffè Greco in Rom der Treffpunkt für die Crème de la Crème der europäischen Kulturszene. Schriftsteller, Künstler, Musiker, Komponisten und Lebemänner geben sich hier während ihrer obligatorischen Italienreisen die Klinke in die Hand – Stendhal war hier zu Gast, Goethe sowieso, Richard Wagner und Franz Liszt natürlich auch, Hans Christian Andersen, Lord Byron, John Keats (überhaupt die ganzen Romantiker!), Friedrich Overbeck, Casanova, und, und, und. Kurzum: Wer damals als Künstler etwas auf sich hielt, machte früher oder später im Caffè Greco Halt, knüpfte Kontakte und diskutierte über den Zustand der zeitgenössischen Kunst.

Künstler, kommst du nach Rom…

So auch der Nürnberger Genremaler und Kupferstecher Johann Adam Klein (1792-1875), der, nach monatelanger Reise über Augsburg, Zürich, Mailand und Florenz bei seiner Ankunft in Rom im Dezember 1819 schnurstracks ins Caffè Greco marschiert: „Mein erster Gang“, notiert er später in seiner Autobiografie, „war nach dem Sammelplatz der deutschen Künstler, dem Café Greco, und hier fand ich auch zu meiner großen Freude die Freunde Heinrich Reinhold und Erhard, welche einige Monate früher über Triest und Ancona angekommen waren, nebst vielen andern vaterländischen Freunden“. Die Welt ist eben klein.

Rund zwei Jahre lang residiert Klein in Rom, unternimmt ausgedehnte Studienreisen nach Neapel und ins Sabinergebirge und verfeinert dabei seine Technik. Später wird Klein mit Stolz auf seine Zeit in Italien zurückblicken und noch lange aus dem reichen Erfahrungsschatz schöpfen, den er sich dort angeeignet hat. Dank seiner Vertrautheit mit höfischen Gepflogenheiten, seinem hervorragenden Ruf (Klein ist zu diesem Zeitpunkt bereits ein arrivierter Künstler) und nicht zuletzt seiner guten Beziehungen findet er außerdem rasch Eingang in den gehobeneren Kreis der deutsch-römischen Gesellschaft – und macht schließlich auch Bekanntschaft mit dem späteren König Ludwig I., der, inkognito reisend, den Winter 1820/21 in der Villa Malta verbringt. Mehrere Male wird ihn der Kunstmäzen und Monarch in spe als persönlichen Gast zu Tische bitten und bei dieser Gelegenheit sogar ein Ölgemälde bei ihm in Auftrag geben.

Der Reisende wird sesshaft

Kleins Italienreise war zweifelsfrei der krönende Abschluss seiner Lehr- und Wanderjahre, die ihn zuvor bereits nach Wien, Ungarn und an den Rhein verschlagen hatten. Immer mit dabei: sein geliebtes Skizzenbuch, das den notorischen Zeichner bisweilen auch in die Bredouille bringt. Als er während einer Reise nach Frankfurt etwa eine Skizze von einer Gruppe preußischer Soldaten anfertigt, setzen die ihn, misstrauisch geworden ob seiner malerischen Akribie, kurzerhand mit dem Verdacht fest, er sei ein feindlicher Spion. Kleins gute Geschäftsbeziehungen zur örtlichen High Society indes verhindern Schlimmeres, und er wird rasch wieder auf freien Fuß gesetzt.

Johann Adam Klein: Russisches Biwak im Jahr 1815.

Als Klein im Oktober 1821 schließlich wieder in Nürnberg eintrifft, hat er eigentlich nicht vor, lange zu bleiben. „Es befiel mich“, schreibt er, „eine Art Heimweh nach jenem Künstlerleben, und ich war schon entschlossen, nach Rom zurückzukehren, als mich die Bekanntschaft eines liebenswürdigen Mädchens […] auf andere Gedanken brachte.“ Julie Friederike Caroline Wüst heißt die Angebetete, die Klein zwei Jahre später ehelichen wird. Bis zu ihrem Tod 1837 bleiben die beiden in Nürnberg wohnen. In der Folgezeit wird Klein mit seiner zweiten Ehefrau nach München übersiedeln, wo er, von Blindheit und Krankheit geplagt, 1875 stirbt; nach Rom ist er nie wieder zurückgekehrt.

Johann Adam Klein: Ein siebenspänniger Frachtwagen die Anhöhe vor dem Neuentor in Nürnberg hinauffahrend.

Klein heute

Heute gilt Johann Adam Klein als wichtigster und erfolgreichster Nürnberger Künstler des 19. Jahrhunderts. Vor allem der Erfolg kam dabei nicht von ungefähr – Klein war Zeit seines Lebens ein Pragmatiker, der die Kunst in erster Linie als Broterwerb ansah. Seine Sujets (Tiere, Landschaften, Militärszenen) waren unverfänglich und einträglich. Verlässliche Geschäftsbeziehungen und ein gutes Auftreten waren ihm wichtiger als kunsttheoretische Diskussionen und stilistische Experimente. Kleins virtuose Technik, sein geübter Blick und das Gespür für das richtige Motiv taten ihr übriges, um ihm seinen wohlverdienten Platz in der Kunstgeschichte zu sichern.

Wer mehr über Klein erfahren will, dem sei ein Besuch des Stadtmuseums im Fembo-Haus angeraten. In der Dauerausstellung ist dort ist eine Auswahl seiner Gemälde zu sehen, die sich im Besitz der Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg befinden.


Dieser Beitrag entstand auf Basis des Kataloges zur Sonderausstellung „Romantische Entdeckungen – Johann Adam Klein (1792-1875). Gemälde, Zeichnungen, Druckgrafik“ im Stadtmuseum im Fembo-Haus 2006.

Bildnachweis für alle Fotos: Museen der Stadt Nürnberg, Kunstsammlungen

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