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27 / 4 / 2016

Bilderwechsel

Vorübergehende Präsentation einer Neuerwerbung der Kunstsammlungen im Stadtmuseum

Allen Ausstellungsbesuchern ist wohl bekannt, dass Museen einander hin und wieder Kunstwerke ausleihen, um sie in Sonderausstellungen zu zeigen. Doch was fängt man in dieser Zeit mit der Lücke an, die die ausgeflogenen Leihgaben an der Wand zurücklassen? Man sucht am besten einen würdigen Platzhalter.

Ein Goldschmied auf Reisen

Für die Dauer von viereinhalb Monaten, von Ende April bis Mitte September 2016, ist das Bildnis des Goldschmieds Christoph Jamnitzer, das normalerweise im ersten Stock des Stadtmuseums hängt, dort nicht zu sehen. Der Grund für die vorübergehende Abwesenheit des Bildes ist eine Ausstellung im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, in dem es um die Bildnismalerei der frühen Neuzeit geht: „Nur Gesichter? Porträts in der Renaissance“ ist der Titel der dortigen Schau. Und hier ist eben auch das Bildnis unseres Goldschmieds zu Gast. Es stammt von der Hand des seinerzeit sehr gefragten Nürnberger Porträtmalers Lorenz Strauch (1554-1630), der uns die Nürnberger Gesellschaft seiner Zeit in vielen Bildnissen überliefert hat. Die Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg besitzen immerhin 16 Ölgemälde von seiner Hand, dazu noch eine Zahl von Kupferstichen und Radierungen nach seinen Bildnissen. Das Bild ist mit Strauchs Monogramm signiert und 1597 datiert.

Auch der Dargestellte, der uns nun vorübergehend verlässt, ist kein Unbekannter: Christoph Jamnitzer (1563-1618), ein Nürnberger Goldschmied, Enkel des vielleicht bekannteren Wenzel Jamnitzer. Er war seinerzeit sehr erfolgreich. Zu seinen Auftraggebern gehörte nicht nur der Nürnberger Rat, sondern auch Kaiser Rudolf II., den er 1609 am kaiserlichen Hof in Prag aufsuchte. Von seiner Hand stammt etwa der berühmte „Mohrenkopfpokal“ im Bayerischen Nationalmuseum in München, sowie der monumentale Wappenadler an der Fassade des Wolfschen Rathausbaus in Nürnberg.

Bildnis des Goldschmieds Christoph Jamnitzer (1563-1618) im Alter von 34 Jahren, gemalt von Lorenz Strauch, 1597. Bildnachweis: Museen der Stadt Nürnberg, Kunstsammlungen

Bildnis des Goldschmieds Christoph Jamnitzer (1563-1618) im Alter von 34 Jahren, gemalt von Lorenz Strauch, 1597. Bildnachweis: Museen der Stadt Nürnberg, Kunstsammlungen

Illustrer „Platzhalter“: Johann Philipp Geuder, gen. Rabensteiner

Anstelle des verliehenen Bildes wird in der Zwischenzeit ein anderes hängen: das Bildnis des Johann Philipp Geuder, gemalt wohl von Justus Sustermans.

Johann Philipp Geuder, gen. Rabensteiner (1597–1650), stammte aus einer Nürnberger Patrizierfamile. Er war ein hoher Beamter bei der Reichsritterschaft und bei den Grafen Löwenstein-Wertheim, während des Dreißigjährigen Krieges Rittmeister in schwedischen Diensten, Rat in Anhalt und Brandenburg, sodann Direktor der ritterschaftlichen Kreise Franken, Schwaben und Rheinstrom.

Bildnis Johann Philipp Geuder, gen. Rabensteiner (1597–1650), Justus Sustermans (1597–1681) zugeschrieben, um 1620. Bildnachweis: Museen der Stadt Nürnberg, Kunstsammlungen

Bildnis Johann Philipp Geuder, gen. Rabensteiner (1597–1650), Justus Sustermans (1597–1681) zugeschrieben, um 1620. Bildnachweis: Museen der Stadt Nürnberg, Kunstsammlungen

Vielleicht wurde das Bildnis 1619 anlässlich der Eheschließung des 22-Jährigen mit der damals 17-Jährigen Isabella Schott von Schottenstein gemalt, durch die Geuder Zugang zu Adelskreisen erhielt. Er ist durch seine 2. Heirat mit Anna Elisabeth Rabensteiner von Dölau der Begründer der sogenannten Geuder-Rabensteiner Linie. Auf der Rückseite des Gemäldes ist deren Wappen aufgeklebt. Offiziell erhielt die Wappenmehrung erst sein Sohn Philipp Carl 1693 verliehen. Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass es sich um das Bildnis eines der Söhne von Johann Philipp handelt. Die Rabensteiner Linie besaß das Grüne Schloss in Heroldsberg.

Barocke Skizze: Wappen der Geuder-Rabensteiner.

Barocke Skizze: Wappen der Geuder-Rabensteiner.

Justus Sustermanns, Hofmaler der Medici

Justus Sustermanns (1597–1681) ist ein bedeutender Antwerpener Porträtmaler des Barock, der 1620 in Florenz Hofmaler der Medici wurde. Er galt vielen Zeitgenossen als der beste Porträtmaler Italiens und porträtierte auch die kaiserliche Familie in Wien. Das Gemälde kann ihm aus stilistischen Gründen zugeschrieben werden.

Das Bild wurde im Februar 2016 aus rheinischem Privatbesitz erworben und stammt aus Schloss Utzmannsbach bei Simmelsdorf. Es wird bis August 2016 im Stadtmuseum gezeigt.

Informationen zum Stadtmuseum Nürnberg

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