„Unverkennbar Haitzinger!“ heißt der Streifzug durch das Schaffen von Horst Haitzinger, mit der das Museum Industriekultur den bekannten Karikaturisten würdigt. Neben tagesaktuellen politischen Karikaturen aus über 40 Jahren sind Aquarelle und Ölgemälde ausgestellt. Was gefällt Besuchern am besten?
Rainer Weiskirchen, Pressesprecher von TÜV Rheinland /LGA:
Ich bin mit Haitzinger aufgewachsen. Ich kann über seine Karikaturen schallend lachen und beim nächsten Bild bleibt mir das Lachen im Hals stecken. Meine liebste Karikatur hängt leider nicht hier. Honecker rast darin in einem Wagen auf einen Abgrund zu. Unterschrift: Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf. Im Hintergrund sieht man Ochs und Esel, über ihnen eine Gedankenblase: „Wir denken gar nicht dran!“
Monika Hehr-Koch, Museums-Fan:
Das Bild vom Umweltgipfel 1992 in Rio habe ich damals schon in der Zeitung gesehen. Den weinenden Christus auf dem Zuckerhut empfinde ich immer noch als so einfaches und so intensives Bild. Mich hat interessiert, wie die Zeichnungen in Farbe aussehen – außerdem hat mich Haitzinger als Mensch interessiert. So bayrisch-gemütlich hatte ich ihn mir nicht vorgestellt …
Peter Riedhammer, Stiftergemeinschaft Museum Industriekultur:
Haitzingers Ölgemälde Turmbau zu Babel fasziniert mich. Er hat Brueghel aktualisiert, hat alles reingepackt – auch heutige Hochhäuser – und zeigt damit: Der Mensch ist und bleibt größenwahnsinnig. Ich finde es toll, diese vielen Details. Dass er so gut malen kann, wusste ich gar nicht.
Dominika Kolodziej, wissenschaftliche Mitarbeiterin der städtischen Kunstsammlungen:
Den Opa auf dem Trimmrad, der „Fit mit 90“ liest und der Enkel, der sagt, „Ich find‘ dich ganz schön unfair, Opa“ – das finde ich gut. Es trifft einen Nerv. Denn natürlich macht man sich als junger Mensch darüber Gedanken. Ich hoffe, ich werde mal eine Rente bekommen. Die Zeichnung hat noch eine andere Seite: Es ist auch schön, dass man so alt werden kann hierzulande.
Jim Albright, Fotograf:
Kohl mit weißer Weste im Spendensumpf gefällt mir sehr, auch die ökologischen Themen. Es ist wichtig, dass jemand mit so einem Niveau sich für die Umwelt ausspricht. Ich habe eine Hälfte der Ausstellung gesehen und komme zurück und schaue den Rest in aller Ruhe an. Die Ölgemälde finde ich überhaupt nicht kitschig – das ist Fantasie, das ist gemütlich. In so einem Bild könnte ich auch leben!
Ulrike Goeken-Haidl, Pressesprecherin von SÖR, Service Öffentlicher Raum, in Nürnberg:
Mir gefällt die „Schere im Kopf“ am besten. Der Karikaturist sitzt mit Narrenkappe am Tisch, hinter ihm ein übermächtiger Islamistischer Flaschengeist, der ihm die Schere an den Hals setzt… Das stammt aus 2006 und ist von beklemmender Aktualität, wir sind nicht viel weiter heute. Letztendlich schnürt es einem die Kehle zu.
Matthias Murko, Leiter des Museums Industriekultur:
Dürer und seine Agnes finde ich als Gag sehr gelungen. Er arbeitet an seinem Selbstbildnis, sie kommt mit einem Korb voll weißer Eier. „Lass jetzt diesen Unfug Albrecht, es sind hier noch 20 kleine Arbeiten bis Ostern zu erledigen!“ Das hat Bezug zu Nürnberg, es zeigt den Alltag, mit dem das Genie konfrontiert war – und alle Geschichten, die wir heute über Agnes erzählen, kulminieren darin.“
Lena Murko, Besucherin:
Mein Lieblingsbild ist die Tierdemonstration von Rindern, Schweinen, Schafen. „Wer schützt Rinder vor Menschenwahnsinn?“ Das ist so plakativ, da kann kein Fachartikel über Massentierhaltung mithalten. Es hält uns den Spiegel vor und rüttelt auf und bringt hoffentlich Menschen dazu, ein bisschen mehr darüber nachzudenken, was und wie man konsumiert. Ich stehe vollkommen hinter Haitzingers Weltanschauung.