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17 / 1 / 2018

„Scripted“ – ein Leben nach Drehbuch?

Die Ohm-Hochschule dreht im Museum Industriekultur

Was würde passieren, wenn das menschliche Leben „scripted“ wäre – wenn es also „nach einem vorgegebenen Drehbuch“ funktionieren würde? Wie könnte ein Vorspann zu einer Verfilmung dieser Idee aussehen? Und vor allem: Welche tragende Rolle spielt dabei eine original Heidelberger Druckmaschine?

„Title Design“ – ein Vorspann zu einem Film entsteht

Fünf Design-Studierende der Technischen Hochschule Nürnberg Georg-Simon-Ohm gingen diesen Fragen im Sommer 2017 nach: Johannes Zenk, Kevin Altmann, Simon Haendl, Lasse von Schoor und Sarah Guber kamen zu Dreharbeiten auch ins Museum Industriekultur – und zwar im Rahmen eines von Prof. Jürgen Schopper betreuten Moduls zum Thema „Film und Animation“ (zweites Semester). Das Ziel bestand darin, Szenen für einen Vorspann zu einem fiktiven Film zu erstellen. Im Fachjargon wird dies als „Title Design“ bezeichnet. Dabei entsteht Material für einen Vorspann in der Länge von etwa dreieinhalb Minuten zu einem gedachten Film, der von den Studierenden allerdings nicht realisiert wird. Lediglich eine Inhaltsbeschreibung zum Film muss jedes Team formulieren.

Vorbereitung der Detailaufnahmen. Bildnachweis: Calle Canini Pictures

„Scripted“ – Filmische Vision vor Museumskulisse

„Scripted“ handelt von einer Dystopie. Darunter verstehen Filmregisseure (und auch Literaten) für gewöhnlich ein zukunftspessimistisches Gesellschaftsszenario. Die Nürnberger Studierenden verlegen ihre Idee allerdings in eine nicht allzu ferne Vergangenheit: Es geht um eine Welt, in der alle Menschen einem „Skript“ folgen, das sie in regelmäßigen Abständen ausgeteilt bekommen. Dieses Skript schreibt den genauen Tagesablauf bis ins kleinste Detail vor. Die Menschen halten sich strikt daran und hinterfragen das sie bestimmende System nicht, da sie in einer funktionierenden und friedlichen Gesellschaft leben. Allerdings sind die Menschen dadurch auch zu keinen eigenen Gedanken mehr fähig und völlig von ihrem Skript abhängig. Genau hier setzt die Handlung des Vorspanns an.

Im Vorspann begleitet die Kamera eine junge Frau durch ihren Alltag. Diese liefert die besagten Skripten mit ihrem Fahrrad in einer idyllischen Vorstadt aus. Im Hintergrund sind mehrere Personen zu sehen, die auf ihr Skript schauen. Die Lieferantin fährt wortlos an ihnen vorbei, jeder ist auf sein Skript konzentriert. Als schließlich später durch ein Unglück alle Skripten der Lieferantin verloren gehen, muss sie etwas tun, das sie noch nie getan hat – eigenständig eine Entscheidung fällen.

Filmaufnahmen an der Heidelberger Schnelldruckpresse. Bildnachweis: Calle Canini Pictures

Der Film bzw. der Vorspann beleuchten, welche Konsequenzen es haben kann, blind einer Agenda zu folgen und sollen somit zum Nachdenken über Autoritäten und Vorschriften anregen. Die Nahaufnahmen an den Druckmaschinen – so die Studierenden weiter – spiegeln den streng getakteten, monotonen und maschinellen Alltag der Menschen.

Das Title Design zu „Scripted“ fand in der Fachhochschule großen Anklang, wurde unter Beifall bei der „Ohm-Rolle“ am 16.11.2017 im Cinecitta der Öffentlichkeit präsentiert und erlangte mediale Resonanz und Aufmerksamkeit durch die Presse. In den NN vom 18.11.2017 hieß es: „Auch der Trailer für die fiktive TV-Serie ‚Scripted‘ macht Appetit.“

Hochschule und Museum – eine Kooperation mit viel Potential

Das Projekt verdeutlicht, welches museumspädagogische Potential im Museum Industriekultur steckt. „Scripted“ stellt vielfältige Bezüge zur Dauerausstellung her (v. a. Druck- und Medienwelt, Filmgeschichte, Fahrrad, Wege in die Moderne), verweist dabei auch auf das Stadtbild „draußen“ (weitere Drehorte waren Gartenstadt, Südstadt, Ludwigskanal und das Wasserkraftwerk Schwedengraben in Forchheim) und ermöglicht interessierten Studierenden eine produktionsorientierte partizipative Auseinandersetzung mit den Objekten. Die besondere szenografische Gestaltung der Museumsstraße bietet in Zukunft gewiss noch weitere Möglichkeiten für Kooperationsprojekte mit der Technischen Hochschule Nürnberg Georg-Simon-Ohm.

Die Studenten der Technischen Hochschule Georg-Simon-Ohm. Bildnachweis: Calle Canini Pictures

Besonderer Dank für die Realisierung der Filmaufnahmen gilt Klaus Biebl (Haustechnik) und vor allem Heinz Schneider (Drucker), die beide einen professionellen Dreh „on location“ durch viel Einsatz erst möglich gemacht haben. Den ausdauernden und konzentrierten Studierenden muss ganz herzlich gratuliert werden für ein tolles Arbeitsergebnis.

Der Vorspann bei Vimeo
Fakultät Design der Ohm-Hochschule
Museumsstraße im Museum Industriekultur

Der Beitrag wurde erstellt mit freundlicher Unterstützung von Sarah Guber.

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