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17 / 7 / 2017

Brasilianische Klänge im Tucherschloss

Das Musikfest „Festa de Choro“ lädt zu zwei Konzerten und einem Gartennachmittag

Der Hirsvogelsaal ist mehrfach schon stimmungsvolle Kulisse für brasilianische Klänge gewesen. Am 21. und 22. Juli 2017 lädt der Kulturverein Chorinho zu einem Musikfest. Bei zwei Konzerten mit Samba, Choro und Maracatu spielen die Gitarristen Zé Paulo Becker & Cainã Cavalcante und die Sängerin Beth Marques. Darüber hinaus treffen sich am Samstagnachmittag Musiker zu einer Jam-Session im Garten des Tucherschlosses. Christian Bauer ist nicht nur der Vorsitzende von Chorinho, er spielt selbst Gitarre und ist leidenschaftlicher Fan des Choro.

Herr Bauer, am Festival-Samstag laden Sie nachmittags zur „Roda de Choro“ in den Renaissancegarten. Musiker, die mitspielen wollen, sind herzlich willkommen und auch für die Zuhörer ist der Eintritt frei. Wie kamen Sie darauf?

Für uns ist es ein Experiment! In Brasilien ist es dagegen ganz normal, dass sich Musiker an einem Tag der Woche zu einem festen Zeitpunkt in der Kneipe im Viertel treffen und miteinander spielen. Wer Lust hat, macht mit! Es spielen Profimusiker genauso wie Hobbymusiker. Es wird gegessen, getrunken und musiziert – oft über Stunden und manchmal bis morgens um 6 Uhr.

Bei Brasilien denkt man automatisch an Samba und Bossa Nova. Was muss man sich unter Choro vorstellen?

Brasilien ist ein Land mit reichhaltiger Tradition. Der Ursprung des Choro liegt in der Mitte des 19. Jahrhunderts, als europäische Auswanderer nach Brasilien kamen. Ihre Musik – die Salontänze, Polka, Walzer, Schottisch und Tango – vermischte sich mit afrikanischen Rhythmen. Das heißt: Als Zuhörer haben wir Europäer Zugang zu den Melodien und Harmonien, die aufgeladen sind mit afrikanischer Energie. Heute ist die klassische Besetzung Gitarre und Mandoline, Pandeiro – eine Trommel mit Schellenring – und dazu Flöte, Klarinette oder Akkordeon. Die junge Musikergeneration in Brasilien hat den Choro als ursprüngliche Musik wiederentdeckt, deren Elemente Samba und Bossa Nova geformt haben.

Und Sie haben den Choro nun nach Nürnberg geholt und mit „Chorinho“ eigens einen Verein gegründet. Wie kam das?

Angefangen hat es mit dem 20-jährigen Jubiläum meiner Multimediaagentur. Den Geburtstag von bauer & bauer medienbüro haben wir mit einem großen Fest gefeiert und dazu Musikerinnen und Musiker aus Brasilien geholt. Das kam so gut an, dass wir ein nächstes und übernächstes Konzert organisiert haben. Dazu müssen Sie einen Saal mieten, Versicherungen abschließen, Sponsoren gewinnen – das geht mit einem Verein viel leichter. Also gründeten wir im Oktober 2015 „Chorinho“ und haben inzwischen 30 Mitglieder, von denen sich viele aktiv einsetzen.

Die „Bonde“ (Straßenbahn) in Santa Teresa auf dem Weg zur Endhaltestelle am Largo de Guimarães. Bildnachweis: Christian Bauer

Darf sich Nürnberg künftig auf mehr von Chorinho, dem Verein für deutsch-brasilianische Kultur und Lebensart, organisierte Konzerte freuen?

Wir sehen uns nicht als Konzertveranstalter, sondern vor allem als Netzwerker, die den Choro und auch andere Musik aus Südamerika hierzulande bekannter machen und Auftrittsmöglichkeiten für Musiker schaffen. Wir arbeiten intensiv an Kontakten und kooperieren schon mit Toulouse, Straßburg, Bologna und Kopenhagen. Im nächsten Jahr wollen wir die Música Gaúcha, einen ländlichen Musikstil aus dem Süden Brasiliens, hier vorstellen.

Ein Nachmittag in Santa Teresa mit Blick auf den Zuckerhut. Bildnachweis: Christian Bauer

Wie ist Ihre Verbindung zu Brasilien entstanden?

Sie ist über die Musik entstanden. Als Jugendlicher habe ich schon Baden Powell, Egberto Gismonti und Gilberto Gil gehört. Vor sechs Jahren war ich dann zum ersten Mal in Brasilien und reise seitdem in jedem Jahr dorthin. Ich liebe die faszinierende Musik und die spontane, unvoreingenommene Begeisterung der Brasilianer. Wenn „Carinhoso“ von Pixinguinha – so etwas wie die inoffizielle Nationalhymne – gespielt wird, singen alle im Publikum mit. Das ist auch schon bei einem Konzert im Hirsvogelsaal passiert und hat mir die Tränen in die Augen steigen lassen.

Informationen zum Musikfest „Festa de Choro“ im Tucherschloss

Informationen zum Kulturverein Chorinho

Ein Kommentar zu “Brasilianische Klänge im Tucherschloss

  • Renata von Reicheneck
    31 / 7 / 2017 | 21:47

    Es war ein schönes Fest und zwei wunderbare Konzerte. Das nächste Konzert steht schon fest: 17. November 20 Uhr im Hirsvogelsaal, Bebê Kramer Akkordeon und João Camarero 7- saitige Gitarre. 2 grosse Meister der brasilianischen Musik. Einmalig in Nürnberg!!!!!!

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