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30 / 11 / 2015

Tatort Museum: Die Chefin der Kulturhistorischen Museen

Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit. Das Valentin-Zitat hat Gabriele Moritz immer in Sichtweite, es liegt als Mousepad auf dem Schreibtisch der Chefin der Kulturhistorischen Museen der Stadt Nürnberg. Als Abteilungsleiterin ist sie für fünf Häuser zuständig: Das Albrecht-Dürer-Haus, das Stadtmuseum Fembohaus, das Spielzeugmuseum, das Museum Industriekultur und das Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal. Dazu kommen die Mittelalterlichen Lochgefängnisse und der Historische Kunstbunker.

„Ich habe den Überblick und sehe meine Aufgabe in der Koordination“, sagt die promovierte Historikerin. So dass die Museen immer wieder auch Schwerpunkte setzen können. 70 Jahre Kriegsende war so einer, bei dem die Ausstellung „Tucherschloss in Trümmern!“ gut mit dem „Notspielzeug – Die Phantasie der Nachkriegszeit“ im Spielzeugmuseum zusammenpasste.

2013 ist Dr. Gabriele Moritz nach Nürnberg gekommen. „Mit meinem Erfahrungen und meinem Optimismus bin ich hier richtig“, sagt sie. Aus Rothenburg o.T. gebürtig, hat sie bayerische und fränkische Landesgeschichte in Erlangen studiert und dann im Museumsbetrieb der Hugenottenstadt gearbeitet. 1996 promovierte sie und bewarb sich in Neumarkt. Dass sie dort Kulturamtsleiterin wurde, grenzt an ein Wunder: als einzige Frau und einzige Doktorin unter 80 Bewerbern, protestantisch und damals unverheiratet.

Doch sie setzte sich mit Charme und Esprit durch. Schon 1998 stemmte sie die Gartenschau mit 1600 Kultur-Veranstaltungen, baute das Museum-Lothar-Fischer mit auf und war Geschäftsführerin der zugehörigen Stiftung, sie hat das Kulturhaus Reitstadel und das Altstadtfest Neumarkt bespielt. Zum Abschied schenkten die Neumarkter ein Foto mit der Zeile: „Hätte sie nicht einen Sockel verdient?“

Zur Säulenheiligen aber, findet Gabriele Moritz, tauge sie nicht. Ihr Tatendrang und ihr Sinn fürs Pragmatische sind ganz irdisch. „Was mir gefällt: Ich muss in Nürnberg ganz praktisch mitarbeiten.“ Texte schreiben, Öffentlichkeitsarbeit machen oder beispielsweise Ingrid Bierer, die Direktorin der Museen der Stadt Nürnberg, im Kulturausschuss vertreten.

Dabei freut sich Gabriele Moritz auch darüber, dass sie sich in ihrer Funktion als Bindeglied zwischen den Museen und Ansprechpartnerin für die Museumsleiter wieder mehr mit inhaltlichen und konzeptionellen Fragen beschäftigen kann. „Das ist ein großes Geschenk“, sagt sie: Weiterdenken, wie sich die Museen entwickeln sollen. Seien es „Pop-Up“-Museen in den Stadtteilen, sei es der partizipative Ansatz, der Bürger zum Mitwirken einlädt oder die neue Konzeption für das Fembohaus. Eine Dauerausstellung soll dort – ausgehend von den Reichskleinodien – Schlaglichter auf die Geschichte Nürnbergs werfen, die auch eilige Besucher in knapp 30 Minuten aufnehmen können.

Zum Arbeitsalltag gehören Gespräche mit den Museumsleitern oder der Öffentlichkeitsarbeit, aber auch Lesen, Nachdenken und Treffen mit dem Bauamt. Jüngst war der Umbau des Kinos im Fembohaus Thema, in dem bisher die Multivisionsschau „Noricama“ präsentiert wurde. Nie gleicht ein Tag dem anderen. Ein weiteres Anliegen vertritt sie offensiv: Aus Neumarkt hat Gabriele Moritz das Gespür für den Tourismus und der Bedeutung des „Trommelns für die eigene Sache“ mitgebracht. Denn auch Museen müssen aktiv und zunehmend um ihr Publikum werben. Schon, weil es so viel Gutes in ihnen zu sehen gibt.

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