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6 / 9 / 2016

Wem gehört das eigentlich?

Wertvolle Kunstwerke von Rembrandt und Dürer sind Dauerleihgaben

Die Porträts von Kaiser Sigismund und Kaiser Karl der Große aus der Hand Albrecht Dürers und Rembrandts „Selbstbildnis mit Halsberge“ sind sicher die berühmtesten. Aber sie nicht die Einzigen: Rund 20.000 Kunstwerke, die der Stadt Nürnberg gehören, sind Dauerleihgaben ans Germanische Nationalmuseum.

Die unschätzbaren Gemälde – die Kaiserbilder Dürers sind die einzigen Kunstwerke, die noch im Besitz des Auftraggebers sind – und die übrigen Objekte habe die Stadt freiwillig aus der Hand gegeben, erklärt Thomas Schauerte, Leiter der Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg. Wie das kam? Als das Germanische Nationalmuseum 1852 gegründet wurde, entschloss sich Nürnberg, das „wohlgeordnete Generalrepertorium über das ganze Quellenmaterial für die deutsche Geschichte, Literatur und Kunst“, das Hans Freiherr von und zu Aufseß initiiert hatte, zu unterstützen. Die Stadt gab ihre kostbarsten Stücke außer Haus.

Die Kaiserbilder von Albrecht Dürer in den Ausstellungsräumen des Germanischen Nationalmuseums. Bildnachweis: Germanisches Nationalmuseum

Die Kaiserbilder von Albrecht Dürer in den Ausstellungsräumen des Germanischen Nationalmuseums. Bildnachweis: Germanisches Nationalmuseum

„Wir behandeln sie wie unsere eigenen“, sagt Sonja Mißfeldt, Pressesprecherin des GNM und setzt „wie unsere eigenen“ in Anführungszeichen. Denn Eigentümer ist natürlich weiterhin die Stadt Nürnberg. Aber im Germanischen Nationalmuseum werden die Dauerleihgaben fachgerecht gelagert und ausgestellt, regelmäßig von den Restauratoren angeschaut – und, falls notwendig, auch restauriert. Selbstverständlich nur nach Rücksprache. Das alles ist, wie auch die Nennung als Dauerleihgeber, vertraglich geregelt.

Rembrandt Harmensz. van Rijn: Selbstbildnis mit Halsberge, um 1629 (Detail). Dauerleihgabe der Stadt Nürnberg seit 1875/77. Bildnachweis: Germanisches Nationalmuseum

Rembrandt Harmensz. van Rijn: Selbstbildnis mit Halsberge, um 1629 (Detail). Dauerleihgabe der Stadt Nürnberg seit 1875/77. Bildnachweis: Germanisches Nationalmuseum

Die Museen profitieren gegenseitig

Der Profit ist ein gegenseitiger. Das Germanische kann den Kunstschatz – darunter rund 12.000 graphische Blätter – für Ausstellungen und seine Forschungsarbeit nutzen. Die Stadt Nürnberg entledigte sich 1852 auf elegante Weise eigener Aufgaben: Sie hätte Depots anlegen und ein Stadtmuseum gründen und unterhalten müssen.

Das hat Nürnberg erst 1953 getan und präsentiert im Fembohaus Stadtgeschichte und -kultur. Hier übrigens findet sich auch eine Dauerleihgabe des Germanischen Nationalmuseums an die Stadt Nürnberg: Eine der Figuren aus der Skulpturengruppe „Gerichtsszene“, die 1520 vermutlich von Hans Schwarz aus Lindenholz geschaffen wurde und in den Besitz des GNM gelangt war. Ferner sind 350 Kupferstiche, Radierungen und Zeichnungen mit konkretem Nürnberg-Bezug an die Graphische Abteilung ausgeliehen.

Hans Schwarz (zugeschrieben): Gerichtsdarstellung Engel, um 1520/1525, Holz. Dauerleihgabe des Germanischen Nationalmuseums seit 1974.

Hans Schwarz (zugeschrieben): Gerichtsdarstellung Engel, um 1520/1525, Holz. Dauerleihgabe des Germanischen Nationalmuseums seit 1974.

Für Sonderausstellungen greifen die Museen der Stadt Nürnberg und das GNM „immer mal wieder“ auf Leihgaben des anderen zurück. „Das wird großzügig gehandhabt, wir sitzen ja im selben Boot“, sagt Thomas Schauerte. Auch Sonja Mißfeldt hebt die unkomplizierte Zusammenarbeit hervor, beispielsweise wenn Fotos der geliehenen Werke angefordert werden. Eine gute Basis. Die auch tragen kann, wenn Nürnberg im Zusammenhang mit der Neukonzeption des Stadtmuseums verschiedene Dauerleihgaben gern wieder bei sich hätte.

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