Museenblog Nürnberg

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20 / 4 / 2016

Die Welt zu Gast im Pellerhaus

Nur für kurze Zeit, aber doch ganze vier Tage war die Welt zu Gast im Pellerhaus. Das Deutsche Spielearchiv Nürnberg hatte die große Ehre, das 19. Board Game Studies Kolloquium in seinen Räumen am Egidienplatz ausrichten zu dürfen. Und da Nürnberg immer eine Reise wert ist, meldeten sich zu dieser jährlich stattfindenden Fachtagung 80 Gäste aus insgesamt 17 Ländern quer über den Globus an – von Bayreuth bis Singapur, von Den Haag bis New York.

Die Teilnehmer des Board Game Studies Kolloquiums bei einem Gruppenfoto im Foyer des Pellerhauses.

Die Teilnehmer des Board Game Studies Kolloquiums bei einem Gruppenfoto im Foyer des Pellerhauses.

Zentrum der internationalen Spielforschung

Im Jahr 1990 gab Irving Finkel, Assyrologe im British Museum in London, wohl unbewusst, den Startschuss zu diesem Treffen von Spielefachleuten aus aller Welt. Der Ethnologe Alex de Voogt, heute am American Museum of Natural History in New York tätig, griff diese Idee 5 Jahre später auf, um zu einer Tagung rund um historische Brettspiele an die Universität Leiden einzuladen. Nach über 20 Jahren hat sich daraus eine internationale Gemeinschaft von Wissenschaftlern verschiedenster Fachrichtungen, Museumsfachleuten, Spielesammlern und Spieleerfindern gebildet. Sie hat die die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Kulturgut Spiel nachhaltig vorangebracht. Und es gibt auch genügend Nachwuchs: Erfreulich viele junge Wissenschaftler kamen dieses Jahr zum Kolloquium, darunter zum Beispiel Sophie Caflisch aus der Schweiz, die Teile aus ihrer ganz neu vorgelegten Dissertation zum Thema „Spiel und Spielen im mittelalterlichen Unterricht“ vorstellte.

Wertvoller Austausch

Für die Organisatoren ist es natürlich immer schwierig, sich alle Vorträge anzuhören ‑ so viele Kleinigkeiten sind im Hintergrund zu erledigen. Aber die Begegnungen, neuen Kontakte und Gespräche mit den Museumskollegen und Spielekennern sind von unschätzbarem Wert. Neue Bücher und Buchtipps für die Bibliothek, neue Spiele zum Probieren, zwei neue Objekte für das Alex Randolph-Schaudepot, gestiftet von zwei engen Freunden von Alex Randolph und vieles mehr …

Zwei Spiele-Ausstellungen zur Tagung

Eine besondere Herausforderung und Freude war es auch, den Teilnehmern gleich zwei kleine Ausstellungen in den Archivräumen zeigen zu können. Zum einen wurde die Ausstellung „Not macht erfinderisch!“ im Spielesaal verlängert. Damit wurde nicht nur den Nürnbergern, sondern auch dem Leihgeber Rudolf Rühle die Möglichkeit gegeben, die Präsentation der schönen Nachkriegszeit-Spiele zu sehen. Zum zweiten wurde die Ausstellung „For a Limited Time Only!“ (zu Deutsch: „Nur für kurze Zeit!“) eröffnet. Die spannende Sammlung vorwiegend amerikanischer Werbespiele ist eine Leihgabe von Spielesammler Bruce Whitehill, der auch seinen Vortrag während der Tagung ganz den Werbespielen widmete.

Spielearchiv Nürnberg als Ort für Spieleforschung

Für das Deutsche Spielearchiv war die Durchführung dieser Veranstaltung ein sehr wichtiger Meilenstein. Das Spielearchiv bewahrt einen bedeutenden Bestandteil unserer Kulturgeschichte und stellt die Sammlung und Fachbibliothek für die Spieleforschung zur Verfügung: ein junger und gleichzeitig alter Forschungszweig, den die Board Game Studies vertreten und fördern. Im kommenden Jahr wird die Tagung an der Universität von Kopenhagen stattfinden. Das Spielearchiv-Team freut sich schon darauf!